01.11.2010 - Saale-Zeitung

"Geschick in die eigene Hand nehmen"

Reformbewegung Reformen in der Kirche, einen Dialog auf Augenhöhe mit den Bischöfen, die Anerkennung des Priestertums aller Gläubigen - das fordern die Teilnehmer des Reform-A(k)tions-Tags.

Zwölf Laiengruppen aus dem gesamten Bundesgebiet und Österreich kamen am Sonntag auf Einladung der Hammelburger Gruppe "Kirche in Bewegung" (KiB) zusammen, um Erfahrungen auszutauschen und nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu suchen. Nach einer Klausurtagung im Pfarrzentrum am Vormittag verfassten die Reformgruppen eine gemeinsame Resolution. "Um der Glaubwürdigkeitskrise der Kirche in der Gesellschaft entgegenzuwirken, bedarf es deutlicher und längst überfälliger Schritte der inneren Erneuerung", heißt es in der Erklärung. Die Christinnen und Christen werden aufgerufen, "sich ihrer eigenen Charismen und Mündigkeit bewusst zu werden und das Geschick der Gemeinden in die eigene Hand zu nehmen."

Donnerstagsgebet verbreiten

Zudem unterstützen die Gruppen als spirituelle Basis eine Verbreitung des Hammelburger Donnerstagsgebets. Das wurde vor einem Jahr begründet nach der Suspendierung von Pfarrer Michael Sell, der sich zu seiner Freundin und dem gemeinsamen Kind bekannt hatte. Mittlerweile gibt es das Donnerstagsgebet schon in elf Gemeinden in Deutschland und Österreich, zwischen Wien und Salzgitter, wie Reinhard Beichel von KiB erläuterte.

Ziel einer weiteren Verbreitung des Gebets ist es, in möglichst vielen Gemeinden reformwillige Gläubige zu sammeln. "So soll für die Öffentlichkeit und die Kirchenleitungen deutlich werden, dass eine breite Kirchenbasis Reformen der katholischen Kirche einfordert", heißt es in der Resolution weiter.

Die Reformgruppen fordern ergebnisoffene Gespräche mit den Bischöfen, die Anerkennung des Priesterums aller Gläubigen und den völligen Verzicht auf Machtausübung gegenüber Priestern und Laien. Es liege in der Verantwortung der Bischöfe, der Kirche durch Reformen - auf Basis des Evangeliums - neue Glaubwürdigkeit zu schenken. Hierfür müssten Laien in Entscheidungen gemäß dem Zweiten Vatikanischen Konzil und unter Ausnutzung aller kirchenrechtlichen Möglichkeiten eingebunden werden.

Priestern Mut machen

Darüber hinaus wollen die Reformgruppen Priestern Mut machen, "sich offen und ehrlich zu ihrer Lebens- und Arbeitssituation zu äußern und gemeinsam mit den Christinnen und Christen in den Gemeinden an einer Lösung der strukturellen Probleme der Kirche zu arbeiten."

Aus dem Kreis der Teilnehmer sei der Wunsch geäußert worden, den Reform-A(k)tionsTag in Hammelburg zu einer festen Einrichtung zu machen, sagte Reinhard Beichel. Ob dies tatsächlich geleistet werden könne, jährlich oder alle zwei Jahre, sei allerdings offen. Fest stehe indes, dass die Gruppen sich enger vernetzen wollen. Die Laien freuten sich auch über die Gesprächsbereitschaft der Amtskirche und hofften, dass diese ernst gemeint sei. "Sie brauchen keine Angst zu haben, wir wollen ja die Kirche nicht abschaffen", betonte er.

Am Nachmittag, der offen für alle Interessierten war, stand ein Vortrag mit dem katholischen Theologen Peter Bürger in der Aula des Frobenius-Gymnasiums auf dem Programm (siehe unten stehenden Beitrag). Im Anschluss war Zeit für Begegnungen rund um die Infostände der Gruppen im Pfarrzentrum. Beschlossen wurde der Tag mit einem Reform-Konzert-Gottesdienst mit der Gruppe "Taktwechsel" und Pfarrer Christian Müssig. Er stand unter dem Motto "Weil du unser Herz und unseren Verstand bewegst".

http://www.infranken.de/nachrichten/lokales/bad-kissingen/Geschick-in-die-eigene-Hand-nehmen;art211,96178

Zuletzt geändert am 02­.11.2010