2.11.2010 - Saalezeitung

Für ein neues Konzil von unten

VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED MARKUS REEH

Hammelburg — „Wider die Angst – die Freiheit des Glaubens neu wagen.“ Unter diesem Motto referierte der katholische Theologe und Publizist Peter Bürger am Sonntagnachmittag vor knapp 150 Gläubigen in der Aula des Frobenius-Gymnasiums.

Die bisherige Zwei-Stände-Kirche werde sterben, es komme eine zweite Säkularisierung, die Christen würden eine Minderheit, sagte Bürger. Das biete aber auch die Chance, ein neues Christentum für das 3. Jahrtausend zu gestalten. Ein Zeitfenster von maximal zehn Jahren werde sich öffnen, in dem das klassische katholische Milieu für Veränderungen der Kirche von unten erreicht werden könne.

Beispiel Poitiers

Die von der Amtskirche erstellten Pastoralpläne seien nichts anderes als „Priestermangel-Anpassungspläne“ und in ihrer Konsequenz ein „mutwilliger Mord“ an christlichen Gemeinden. Bürger verwies auf das französische Bistum Poitiers, wo Laien die Gemeinden leiten. Das Modell habe sich bewährt. „Auch die zwölf Apostel haben nicht Theologie studiert“, unterstrich der Referent.

Das „Priestertum aller Gläubigen“ funktioniere bereits, es seien vor allem die Frauen, die in den ländlichen Gebieten die Kirche aufrechterhielten. Ihre Gleichberechtigung müsse durchgesetzt und die Männerherrschaft gebrochen werden, sonst habe die Kirche keine Zukunft. „Wir brauchen ein neues Konzil, aber das muss von unten kommen“, machte Peter Bürger deutlich. Der Dialog mit den Laien dürfe keine unverbindliche Volksbefragung sein.

„Mitleid mit Geistlichen“

Auch sollte die Kirche mit ihrer „Unmenschlichkeit“ brechen. „Wir wollen Priester aus Fleisch und Blut, die auch dem Ruf der Liebe folgen dürfen“, sagte der Theologe hierzu. Er wandte sich ferner gegen den „feudalistischen Schnickschnack“ der Kirche. Christen sollten wie Brüder und Schwestern miteinander umgehen.

In der anschließenden Diskussion spielten die Pastoralpläne eine zentrale Rolle. So bekundete eine Gläubige „Mitleid mit den Geistlichen, die verschlissen werden“. Ein anderer Christ meinte, auf einen Termin für die Seelsorge vier Monate zu warten, sei nicht akzeptabel: „Die Leute brauchen sofort Hilfe.“

Zuletzt geändert am 02­.11.2010