24.1.2011 - Hannoversche Allgemeine Zeitung / Neue Presse

Zum Thema Zölibat schweigen die Bischöfe

Die Oberhirten auf der Deutschen Bischofskonferenz reagieren abweisend auf den Vorschlag von CDU-Politikern, den Zölibat zu lockern.

„Diese Anregung ist von weltkirchlicher Tragweite und verlangt eine entsprechende Meinungsbildung und Entscheidung auf gesamtkirchlicher Ebene“, erklärte die Deutsche Bischofskonferenz am Wochenende recht knapp. Sie reagierte auf eine „Bitte“, die die alte Diskussion um den Zölibat wieder auffrischt, um die Frage, ob Priester ehelos sein müssen. Die knappe Replik ist eine höfliche Form der Antwort: „Wir sind leider nicht zuständig.“

Zuvor hatten sich engagierte Katholiken um Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), Bundesministerin Annette Schavan (CDU) und den Parlamentarischen Staatssekretär Hermann Kues (CDU) mit einem öffentlichen Hilferuf an die deutschen Bischöfe gewandt. Angesichts des Priestermangels in vielen Gemeinden müsste es doch in Ausnahmen möglich sein, „bewährte Männer“ (viri probati) zum Priester zu weihen, auch wenn diese verheiratet wären.

Bei Diakonen gibt es solche Ausnahmen. Auch bei einer Reformsynode in Würzburg wurden Mitte der siebziger Jahre Ausnahmen für die „bewährten Männer“ besprochen. Doch die Reformzeit ist passé. „Die Ehelosigkeit ist ein hohes Gut“, unterstrich gestern die Bischofskonferenz und machte zugleich deutlich, dass sie wenig davon hält, mit diesem Thema den geplanten Papstbesuch im September dieses Jahres zu belasten. Das meint auch der Arbeitskreis Engagierter Katholiken (AEK) in der CDU um den Journalisten Martin Lohmann, der von einem „geradezu peinlichen“ Vorstoß sprach. Es sei nicht Aufgabe der CDU, dem Petrus-Nachfolger öffentlich Vorschläge zu machen.

Mahnwache vor dem Würzburger Kloster

Demgegenüber finden die CDU-Politiker Unterstützung bei der Gruppe „Wir sind Kirche“. „Wenn ehemalige evangelische Pfarrer oder anglikanische Bischöfe als verheiratete Priester wirken können, dann ist zu fragen, warum die römisch-katholische Kirche noch so sehr am Pflichtzölibat festhält.“ Mit einer Mahnwache vor dem Würzburger Kloster Himmelspforten wollen die Kirchenreformer am Montagmorgen die Bischöfe zum Beginn ihres turnusmäßigen Treffens „zum Dialog ermutigen“.
Natürlich seien Ausnahmen vom Zölibat ein altes Thema, erläuterte Hermann Kues, einer der Mitunterzeichner, im Gespräch mit dieser Zeitung.

Aber die Lage habe sich in den letzten Jahrzehnten verschärft, sagte Kues. „Uns geht es darum, dass die Bischöfe die wirkliche Lage auch wahrnehmen, in denen Kirchengemeinden keinen Priester mehr haben und die seelsorgerliche Lage immer bedrängender wird.“ Dafür habe Kritiker Lohmann, der in der CDU isoliert sei, kein Gespür. „Ich bin sicher, dass der Papst für unser Anliegen ein offenes Ohr hat.“ Mitunterzeichner Lammert hat den Vorstoß am Sonntag ebenfalls entschlossen verteidigt. Wenn sich die Amtskirche weigere, das Problem anzugehen, dann müssten es eben die Laien tun.

Michael B. Berger

http://www.haz.de/Nachrichten/Politik/Deutschland-Welt/Zum-Thema-Zoelibat-schweigen-die-Bischoefe

Zuletzt geändert am 24­.01.2011