27.1.2011 - KNA

«Wir sind Kirche» unzufrieden mit Aufklärung des Missbrauchs

München (KNA) Die «Wir sind Kirche»-Bewegung hat zum Jahrestag des Bekanntwerdens der Missbrauchsfälle in der Kirche eine kritische Bilanz gezogen. Von der lückenlosen und transparenten Aufklärung, vom versprochenen Neuanfang und der angekündigten Dialoginitiative sei wenig zu spüren, heißt es in einer am Donnerstag in München veröffentlichten Erklärung. Die Skandale in den USA, Irland, Belgien, Deutschland und anderen Ländern zeigten, dass sich die römisch-katholische Kirche weltweit in der «wohl größten Krise seit der Reformation» befinde.

Es gehe nicht darum, die Kirche an den Pranger zu stellen, betont die KirchenVolksBewegung. Aber die Krise werde nicht gelöst, solange nicht die Zusammenhänge von Macht, Sexualität und Missbrauch aufgedeckt würden, die zur sexualisierten Gewalt und ihrer oft jahrzehntelangen systematischen Vertuschung geführt hätten. So lange die Bischöfe keine glaubwürdigen Antworten auf den Missbrauchskandal und seine Ursachen lieferten, bleibe die Kirche gelähmt und könne ihrer eigentlichen Aufgabe, der Verkündigung des Evangeliums, nicht gerecht werden.

Die Kirchenleitungen sollten über die sehr hohen Austrittszahlen gerade im vergangenen Jahr mehr als alarmiert sein, so die Initiative. Denn es seien nicht nur die Randständigen, sondern die Aktiven, die dieses Kirchensystem nicht mehr finanziell unterstützen wollten. Die vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, dem Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, im September angekündigte Dialoginitiative habe große Erwartungen geweckt. Leider seien bisher fast keine sichtbaren Schritte gefolgt.

Der Besuch von Papst Benedikt XVI. im September in Deutschland dürfe kein Grund sein, das Gespräch über die akuter werdenden pastoralen Probleme auf die lange Bank zu schieben. Die Visite sollte vielmehr genutzt werden, die weltweit drängender werdenden Fragen mit dem Papst zu erörtern. Schon aus pastoralen Gründen müsse auch die Zölibatsverpflichtung, die von immer mehr Bischöfen und Kardinälen infragegestellt werde, diskutiert werden.

baj/cri/cas/

Zuletzt geändert am 28­.01.2011