4.2.2011 - Focus.de

Abschaffung des Zölibats und Frauen als Priester

144 katholische Theologen fordern weitreichende Reformen der katholischen Kirche. Mit ihrem Ruf nach der Abschaffung des katholischen Zölibats und der Zulassung von Frauen zum Priesteramt stoßen die Theologen dabei vor allem in Deutschland auf ein breites Echo. Die Forderungen von 144 katholischen Theologen, das Zölibat abzuschaffen und die römisch-katholische Kirche tiefgreifend zu reformieren, stoßen in Deutschland auf ein breites Echo. Die Deutsche Bischofskonferenz signalisierte am Freitag in einer Stellungnahme vorsichtige Gesprächsbereitschaft. Weiterhin treten die Theologen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz für die Zulassung von Frauen zum Priesteramt und mehr Mitspracherechte des Kirchenvolks ein.

Der Sekretär der Bischofskonferenz, Hans Langendörfer, erklärte, es sei „ein gutes Signal“, dass sich die Theologen mit ihrem Memorandum an Überlegungen zur Zukunft der Kirche in Deutschland beteiligen wollten. Ihre Forderungen seien ein erster Schritt, stünden allerdings „in Spannung zu theologischen Überzeugungen und kirchlichen Festlegungen von hoher Verbindlichkeit.“ Allerdings müsse sich die Kirche tatsächlich „den schwierigen Herausforderungen“ stellen.

Außerdem hatten die Religionswissenschaftler kritisiert, „selbstgerechter moralischer Rigorismus“ stehe der Kirche nicht gut an. Sie könne nicht die Versöhnung mit Gott predigen, ohne die Voraussetzung zur Versöhnung mit denen zu schaffen, „an denen sie schuldig geworden ist.“

„Rigorose Sexualmoral“

Friedhelm Hengsbach, Mitunterzeichner der Forderungen, sagte hierzu der Nachrichtenagentur dapd, rigoros sei vor allem die Sexualmoral der katholischen Kirche. Dies zeige das Zölibat genauso wie die „Hartherzigkeit der Kirche gegenüber Geschiedenen“ sowie ihre Haltung zur gleichgeschlechtlichen Partnerschaft und ihre Ablehnung von weiblichen Priestern.

Weiterhin wandte sich der Theologe gegen das hierarchische System der Kirche. „Es ist geeignet für Kampfverbände, aber nicht für das zivilgesellschaftliche Umfeld.“

Die Stellungnahme der Deutschen Bischofskonferenz deutet auch in diesen Punkten auf Kooperationsbereitschaft hin. „Fehler und das Versagen der Vergangenheit sollen, genauso wie die Defizite und Reformerfordernisse der Gegenwart, besprochen und anerkannt werden“, heißt es dort.

Die Bewegung „Wir sind Kirche“ erklärte zu den Forderungen der Theologen, sie sprächen „der großen Mehrheit der Katholikinnen und Katholiken aus dem Herzen“. Der im September anstehende Besuch von Papst Benedikt XVI. in Deutschland müsse zum Dialog genutzt werden, besonders im Hinblick auf die „pastoralen Probleme“ in Deutschland.

Diese Meinung teilt auch der Theologe Hengsbach: „Die Probleme der Kirche sollten nicht unter den Teppich gekehrt werden, auf dem der Papst im September durch Deutschland schreitet.“

Zur Bekämpfung des Priestermangels hatten zuletzt führende CDU-Politiker, darunter Bundestagspräsident Norbert Lammert und Bundesbildungsministerin Annette Schavan, in einem offenen Brief die Zulassung von verheirateten Männern für das Priesteramt gefordert. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte darauf zunächst zurückhaltend reagiert.

http://www.focus.de/panorama/vermischtes/katholische-kirche-abschaffung-des-zoelibats-und-frauen-als-priester_aid_596997.html

Zuletzt geändert am 04­.02.2011