3.2.2011 - inFranken.de

Bei Heirat droht sogar die Exkommunikation

Suspendierung Der frühere Kaplan von Kronach, Frank Gmelch, spricht über die Folgen seines Liebes-Geständnisses und die Veränderungen in seinem Leben. Von September 1997 bis Juli 1999 war Frank Gmelch als Kaplan in Kronach tätig, wo er bei den Gläubigen sehr beliebt war. Zuletzt war er Pfarrer in Ansbach.

Nach sieben Jahren "Versteckspiel" hatte sich der katholische Pfarrer Frank Gmelch (38) öffentlich zu seiner Lebensgefährtin Martina Hetzer (28) bekannt; seitdem ist er suspendiert. Die Heimlichtuerei war belastend für das Paar. Doch die beiden sind nicht die einzigen in dieser Lage. Auf Grund der existenziellen Abhängigkeiten bleiben die meisten Betroffenen jedoch lieber im Verborgenen.

Die beiden Liebenden waren überwältigt, als sie sich am 15. Oktober der Kirchengemeinde stellten - zwei Tage zuvor war Pfarrer Frank Gmelch suspendiert worden. Per Zeitungsartikel hatte er angekündigt, seinen Gemeindemitgliedern persönlich Rede und Antwort stehen zu wollen. Die Christ-König-Kirche war überfüllt, viele hielten "Danke"-Plakate hoch, und mit stehenden Ovationen bewiesen die Menschen, dass sie ihrem ehemaligen Pfarrer den Rücken stärken wollen.

Ein herber Verlust

Für die Gemeinde ist es ein herber Verlust; Gmelch war sehr beliebt und engagiert - er hinterlässt eine klaffende Lücke. Für seine Gemeinde war dies aber nicht der erste derartige Fall; auch Gmelchs Vorgänger musste gehen, nachdem er eine Beziehung eingegangen war. Die Menschen vor Ort verstehen nicht mehr, warum die katholische Kirche am Zölibat festhält. Seit diesen Ereignissen ist fast ein Vierteljahr vergangen. Frank Gmelch und seine Lebenspartnerin Martina Hetzer haben sich in Neu-Ulm neu orientiert. Gmelch macht dort gerade ein Praktikum bei einem Bestatter um zu sehen, ob darin seine berufliche Zukunft liegen könnte. Viele Briefe hat das Paar bekommen, von Freunden und Bekannten, aber auch von unbekannten Menschen, die ihnen Mut zugesprochen haben. Ein Brief eines Erstklässlers ist dem Paar gut im Gedächtnis geblieben; dieser empfahl dem ehemaligen Pfarrer, zum evangelischen Glauben zu wechseln, dann zu heiraten und anschließend wieder zum katholischen Glauben zurückzukehren. "Ganz so einfach ist das nicht", schmunzelt der 38-Jährige und wird wieder ernst. Die Kirche, für die er sich Jahrzehnte eingesetzt habe, deren Glaube immer noch sehr wichtig für sein Leben sei, lasse ihn fallen wie eine heiße Kartoffel. "Ich predigte über Barmherzigkeit, Liebe und Versöhnung - genau das bleibt mir nun verwehrt", sagt Gmelch. Die Folgen waren dem Paar von Anfang an klar. "Das war keine jugendliche Romanze", betont Hetzer.

Amt und Zölibat trennen

Eigentlich wollen die beiden eine eigene Familie gründen, auch gerne heiraten. Doch dann würden sie exkommuniziert werden; dann dürften zwar beide noch Kirchensteuer zahlen, aber nicht mehr an den Sakramenten im Gottesdienst teilnehmen, die ihnen wichtig sind.

Gmelch hadert weniger mit dem Zölibat als vielmehr mit der Verbindung von Priestertum und der enthaltsamen Lebensform. "Wer freiwillig nach dem Zölibat leben will, kann dies gerne tun, doch es mit dem Amt des Priesters zu verbinden, ist nicht in Ordnung." Kritikern antwortet er immer, dass er sich für die Aufgabe des Priesters entschieden habe, nicht für das Zölibat. Martina Hetzer findet das Zölibat gar menschenverachtend. In der Kirchenbasis habe längst ein Wandel stattgefunden, da ist sich das Paar einig. Das Problem ist in den Augen der 28-Jährigen die fehlende Kommunikation von der Kirchenbasis zur Kirchenspitze. Entscheidungen fielen einsam ganz oben und müssten dann unten durchgeführt werden. "Das ist weltfremd", findet Martina Hetzer. Aus dieser fehlenden Kommunikation seien deshalb auch Bewegungen wie "Wir sind Kirche" entstanden. "So wird sich nichts verändern", ist Gmelch überzeugt und fragt sich: "Wie lange kann sich die Kirche noch erlauben, auf diesem Weg Mitarbeiter zu verlieren." nei

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Zuletzt geändert am 06­.06.2012