5.2.2011 - Hannover Zeitung

Dutzende Katholische Theologen fordern Ende des Zölibats

Dutzende katholische Theologen haben die Kirche zu tiefgreifenden Reformen aufgefordert: In einem Memorandum setzen sie sich unter anderem für ein Ende des Pflichtzölibats ein und plädieren dafür, dass auch Frauen zum Priesteramt zugelassen werden. Die Deutsche Bischofskonferenz reagierte zurückhaltend auf den Appell.

"Wir sehen uns in der Verantwortung, zu einem echten Neuanfang beizutragen: 2011 muss ein Jahr des Aufbruchs für die Kirche werden", heißt es in dem Memorandum, das bereits von mehr als 150 Professoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unterzeichnet wurde. Die Theologen sprechen sich unter anderem für ein Ende des Zölibats und Frauen als Geistliche aus: "Die Kirche braucht auch verheiratete Priester und Frauen im kirchlichen Amt."

Die Theologen nehmen auch zur Bedeutung der Ehe Stellung. Die kirchliche Hochschätzung der Ehe und der ehelosen Lebensform gebiete nicht, "Menschen auszuschließen, die Liebe, Treue und gegenseitige Sorge in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft oder als wiederverheiratete Geschiedene verantwortlich leben." Vor dem Hintergrund der schweren Krise der katholischen Kirche nach Bekanntwerden zahlreicher Missbrauchsfälle appellieren die Theologen, dem "Sturm des letzten Jahres" dürfe keine Ruhe folgen. "In der gegenwärtigen Lage könnte das nur Grabesruhe sein."

Die katholische Bischofskonferenz zeigte sich grundsätzlich zum Dialog bereit. Die deutschen Bischöfe hätten zum Gespräch über die Zukunft von Glauben und Kirche eingeladen, erklärte der Sekretär der Bischofskonferenz, Hans Langendörfer. Es sei ein "gutes Signal", dass sich die Unterzeichner des Memorandums daran beteiligen wollten. Langendörfer stellte klar, dass das Memorandum in einer Reihe von Fragen "in Spannung zu theologischen Überzeugungen und kirchlichen Festlegungen von hoher Verbindlichkeit" stehe. Die nächste Vollversammlung der Bischofskonferenz werde ihrerseits Vorschläge zu der Diskussion erarbeiten.

Die Laienorganisation "Wir sind Kirche" begrüßte das Memorandum. Dies sei ein "dringlicher und notwendiger Aufruf zum Dialog", den die Bischofskonferenz und Papst Benedikt XVI. "nicht ignorieren können und nicht ignorieren dürfen", erklärte die Kirchenvolksbewegung. Der Appell spreche der großen Mehrheit der Katholiken aus dem Herzen.

© 2011 AFP

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Zuletzt geändert am 05­.02.2011