11.3.2011 - Westfalen-Blatt

Erzbischof: »Wir bitten um Vergebung«

Paderborn (WB). Erzbischof Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, wird vom 14. bis zum 17. März vier Tage lang in Paderborn im Kreise von 70 deutschen Bischöfen zahlreiche Themen intern beraten. Ob noch Zeit zum Gespräch mit den Laien bleibt, hat Reinhard Brockmann nachgefragt.

Was wird die Öffentlichkeit von der Vollversammlung der Deutschen Bischöfe in Paderborn mitbekommen?

Robert Zollitsch: Die Vollversammlung ist vor allem eine Konferenz mit wichtigen Beratungsthemen. Aber es gibt immer auch etwas Gelegenheit für die Bischöfe die Atmosphäre der gastgebenden Stadt zu erkunden, wie auch Gelegenheit für die Paderborner mit uns gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Ich lade alle ganz herzlich zum Eröffnungsgottesdienst im Dom zu Paderborn ein. In Gebet und der Feier der Eucharistie beginnen wir jeden Tag der Vollversammlung mit einem Gottesdienst in der St. Georgskirche. Auch hier freuen wir uns über die Paderbornerinnen und Paderborner, wenn sie mit uns gemeinsam singen und beten.

Bei dem für Jedermann offenen Festgottesdienst am Montag um 18.30 Uhr im Dom ist ein symbolischer Bußakt vorgesehen. Was ist die Intention?

Zollitsch: Hinter uns liegt ein schweres Jahr für die Kirche. Wir wollen noch einmal gemeinsam mit allen Bischöfen Gott um Vergebung für jene Schuld bitten, die Priester, Ordensleute und andere kirchliche Mitarbeiter auf sich geladen haben. Erlittenes Leid können wir damit nicht gutmachen, aber wir wollen um Vergebung bitten und in unserem Beten vor allem die Opfer in den Vordergrund stellen.

Welches Signal an die engagierten Laien in der katholischen Kirche soll von Paderborn ausgehen?

Zollitsch: Der bei der letzten Vollversammlung in Fulda beschlossene Gesprächsprozess soll in Paderborn mit den notwendigen inhaltlichen Linien gefüllt werden. Während der Vollversammlung in Paderborn wollen wir diesen Gesprächsprozess weiter voranbringen. Dieser Prozess ist auf mehrere Jahre angelegt. Dabei kommt Paderborn eine ganz besondere Rolle zu.

Lässt die enge Tagesordnung überhaupt Raum für Gespräche mit Dritten?

Zollitsch: Als Bischöfe müssen wir uns sehr vielfältigen Fragen während der Vollversammlung stellen. Zu bestimmten Themen, wie etwa dem Studientag zur Lage der Ökumene in Deutschland, haben wir auch externe Gäste eingeladen. Außerdem ist es ein gutes Zeichen, wenn Gäste aus der Weltkirche bei uns dabei sind. Diesmal werden es unter anderem die Erzbischöfe aus Bombay, Caracas und Kairo sein.

Das Diözesankomitee des Erzbistums Paderborn und die Bistumsgruppe von »Wir sind Kirche« setzen große Hoffnung in die Dialoginitiative der deutschen Bischöfe. Gibt es Gelegenheit zum Austausch?

Zollitsch: Auch ich setze große Hoffnungen in den Gesprächsprozess. Wir haben die Vollversammlung auf verschiedensten Ebenen vorbereitet, auch mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken, in dem der Diözesanrat des Erzbistums Paderborn Mitglied ist. Der Ablauf unserer Vollversammlungen sieht - auch in der Vergangenheit - nicht vor, das Gespräch mit örtlichen Initiativen zu suchen.

Sie haben sich gegen allzu »plakative Forderungen« von 144 katholischen Theologieprofessoren ausgesprochen, die den Zölibat, das Frauenpriestertum und viele andere Dauerbrenner der Reformdebatte zusammengefasst haben. Worüber kann man konkret reden?

Zollitsch: Ich lade dazu ein, über alle Themen, die uns unter den Nägeln brennen, zu sprechen. Der Austausch ist wichtig. Und ich werbe für einen vertieften theologischen und geistlichen Dialog, in dem wir uns verstärkt darin einüben, auf Gottes Wort und aufein- ander zu hören. Ganz besonders liegen uns die Fragen nach der Weitergabe des Glaubens, des Verhältnisses zwischen Priester und Laien und unseres Dienstes als Kirche in und an der Gesellschaft am Herzen.

Wie kommt Paderborn zu seiner Gastgeberolle?

Zollitsch: Unsere Herbst-Vollversammlung findet immer am Grab des Apostels der Deutschen, des heiligen Bonifatius, in Fulda statt. Den Ort der Frühjahrs-Vollversammlung wählen wir aus. Erzbischof Hans-Josef Becker hatte uns schon vor zwei Jahren eingeladen, in die Stadt an der Pader zu kommen. Ich freue mich, dass wir dieser Einladung nun folgen können.

Kennen Sie die Stadt und das Fest seines Schutzpatrons St. Liborius?

Zollitsch: Ich war mehrfach in Paderborn zu Gast. Das Libori-Fest ist mir gut vertraut. Mich beeindruckt die enge Verbindung von tiefer Religiosität und der Freude, das Leben zu feiern. Die Ostwestfalen sind da viel aufgeschlossener als hinlänglich behauptet wird.

http://www.westfalen-blatt.de/start.php?id=47200&artikel=reg

Zuletzt geändert am 11­.03.2011