18. April 2005 - dpa

Wünsche an neuen Papst: Er soll inneren Dialog der Kirche stärken

Hamburg (dpa) - Zum Auftakt der Papstwahl in Rom haben Katholiken in Deutschland und den Niederlanden ihren Wunsch nach einem dialogbereiten, reformwilligen Pontifex hervorgehoben. Nach dem Willen des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) sollte der neue Papst den Ortskirchen und den nationalen Bischofskonferenzen mehr Verantwortung übertragen. ZdK-Präsident Prof. Hans Joachim Meyer sagte am Montag im Deutschlandfunk, auf diese Weise könne sich die Kirche der größeren Vielfalt in einer zusammenwachsenden Welt besser stellen.

Außerdem sei es wichtig, dem synodalen Gedanken, also dem verstärkten innerkirchlichen Dialog der Bischofssynoden, wieder mehr Bedeutung zu geben. Das Gespräch innerhalb der katholischen Kirche sei in den letzten Jahren «eher schwierig geworden», urteilte Meyer. Der Ausgang der Papstwahl sei «in einem seltenen Maße offen». Es gebe ein breites Spektrum von möglichen Kardinälen als Anwärter.

Auch nach Ansicht der Kirchenvolksbewegung «Wir sind Kirche» sollten die Kardinäle einen Papst suchen, der sich dem Dialog in der Kirche stellt. Man hoffe auf einen Pontifex, «der den Mut aufbringt, den tief greifenden Veränderungen in der modernen Welt auch durch eine schrittweise innerkirchliche Erneuerung Rechnung zu tragen», sagte der Sprecher der Reformbewegung, Christian Weisner, am Montag der dpa. «Es wäre kein gutes Zeichen, wenn der neue Papst nur mit der knappen Mehrheit der konservativen Kardinäle gewählt werden würde.»

Zugleich wandte sich in Rom die internationale Kirchenvolksbewegung gegen einen künftigen Papst, der früher gegen Sexmissbrauch in der Kirche nicht entschlossen gehandelt habe. Ungeeignet seien daher die Kardinäle Oscar Andres Rodriguez Maradiaga (Honduras), Norberta Rivera Carrera (Mexiko), Angelo Sodano (Italien), Dario Castrillon-Hoyos (Kolumbien), Francisco Javier Errazuriz Ossa (Chile) und Christoph Schönborn (Österreich).


Die kirchenpolitische Sprecherin der Grünen, Christa Nickels, erhofft sich mehr Offenheit für interne Debatten vom neuen Pontifex. Sie wünsche sich, «dass der kommende Papst, wer auch immer es ist, (...) ein Meister und Pionier des innerkatholischen Dialogs wird», sagte Nickels im Deutschlandradio Kultur. Papst Johannes Paul II. sei ein «Pionier des interreligiösen und interkulturellen Dialogs» gewesen. Generell lehre die Erfahrung, dass im Zweifel «ein ehrlicher Wertkonservativer besser ist als ein lauwarmer Linker», kommentierte Nickels die Papstsuche.

Die niederländischen Katholiken wünschen sich laut einer Umfrage mehr Reformenwillen des Kirchenführers, als Johannes Paul II. ihn gezeigt hat. Unter ihnen stehen immer noch die Reformbestrebungen hoch im Kurs, die vor 20 Jahren das Verhältnis zu Rom schwer belasteten. Die Studie der Zeitung «Limburgs Dagblad» in der Provinz Limburg, wo etwa ein Fünftel der fünf Millionen Katholiken des Landes lebt, ergab, dass 69 Prozent eine Reform der innerkirchlichen Organisation wollen. 68 Prozent wünschen sich das Öffnen von mehr Kirchenämtern für Frauen, und 55 Prozent sind für die Abschaffung des Zölibats.

Weil Johannes Paul II. die niederländische katholische Kirche wegen derartiger Forderungen vor zwei Jahrzehnten in die Schranken wies, blieben bei seinem Besuch 1985 viele Straßen leer und es gab eine große Gegendemonstration. Beim Konklave sind die Niederlande mit ihrem einzigen Kardinal, Adrianus Johannes Simonis, vertreten. Er sagte am Sonntag, er habe sich schon für einen der Kardinäle als neuen Papst entschieden. Deutschland ist mit sechs Kardinälen in Rom vertreten.

Zuletzt geändert am 16­.07.2006