16. August 2006 - dpa

«Wir sind Kirche» erwartet vom Papstbesuch Akzente für Laien

München (dpa) - Die katholische Reformbewegung «Wir sind Kirche» erwartet vom Besuch des Papstes in Bayern (9. bis 14. September) auch ein Signal für die Aufgaben der Laien. «Das Verhalten des Papstes, wie immer es ausfällt, wird ein deutliches Signal setzen, wie es um die Bereitschaft der katholischen Kirche gestellt ist, den so genannten Laien als ”Volk Gottes” auch Mitverantwortung und Mitentscheidung zu überlassen», sagte der Sprecher der «KirchenVolksBewegung», Christian Weisner, der dpa.

«Der Besuch des Papstes im September 2006 wird zeigen, wie sich der Papst zum Laienapostolat generell und vor allem zum Außenseiterkurs des Regensburger Bischofs Gerhard Ludwig Müller positioniert.» Müller hatte in seinem Bistum die zuvor gewählte Zusammensetzung der Laienräte auf von ihm benannte Mitglieder verändert und damit die Rechte der Laien eingeschränkt.
Kritisch bewertete Weisner den zunehmenden Event-Charakter, der inzwischen mit Papstreisen verbunden ist. «Ich bezweifle sehr, dass dieser Papstbesuch wirklich der Glaubensstärkung und Glaubensvertiefung dient», sagte Weisner. «Diese Skepsis hat der Papst sogar selber in seinem Fernsehinterview zum Ausdruck gebracht.» Sozialwissenschaftliche Untersuchungen zeigten zudem, dass die massenhaften Pilgerströme während des Papstwechsels und des Weltjugendtages keinen anhaltenden Gewinn für die katholische Kirche brächten. «Wenn die Kirche in ihrer Botschaft nicht dem so genannten Zeitgeist folgen will, so sollte sie auch nicht in der Art ihrer Verkündigung dem Zeitgeist der Großevents folgen.»

Die Bewegung «Wir sind Kirche», die vor elf Jahren das Kirchenvolksbegehren gestartet hatte und unter anderem für einen Verzicht auf den Zölibat und für die Priesterweihe von Frauen eintritt, wolle den Papstbesuch kritisch-konstruktiv begleiten. Schwerpunkte seien ein «Offener Brief» an den «Bischof von Rom» und an die deutschen Bischöfe, die Aktion «KirchenVolksBriefe» sowie Information «über die ungeschminkte Situation der römisch- katholischen Kirche in Deutschland», kündigte Weisner an.

«Als Papst darf Benedikt XVI. sich nicht von den Traditionalisten und Reformverhinderern vereinnahmen lassen, wenn er seine Aufgabe als Brückenbauer für die Einheit erfüllen will», betonte Weisner. Nachdem das von vielen als milde und positiv bewertete erste Amtsjahr von Papst Benedikt vorüber sei, seien aus Rom schärfere Töne zu hören, etwa «die Ausgrenzung der in der Schwangerschaftskonfliktberatung von ”Donum vitae” Tätigen aus kirchlichen Gremien», sagte Weisner.

Zwar habe sich das öffentliche Erscheinungsbild Joseph Ratzingers als Papst Benedikt XVI. ­ auch unter dem großen Einfluss der Medien ­ in bemerkenswerter Weise gewandelt. «Aber der unter seiner 23- jährigen Ägide als oberster Glaubenshüter entstandene theologische und pastorale Stillstand sowie das Klima der innerkirchlichen Angst und Erstarrung wirken nach», sagte der Sprecher von «Wir sind Kirche» mit Blick auf Ratzingers Zeit als Leiter der Glaubenskongregation.

Zuletzt geändert am 18­.08.2006