5.7.2011 - epd

Dialogprozess: Kirchenvolksbewegungen warnen vor Scheitern

Frankfurt a.M. (epd). Vor dem Dialogtreffen der katholischen Kirche am Freitag in Mannheim haben Kirchenreformbewegungen vor einem Scheitern der Gespräche gewarnt. In einem am Dienstag veröffentlichten offenen Brief äußern die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" sowie das Ökumenische Netzwerk "Initiative von unten" die Befürchtung, dass bei dem Dialogtreffen drängende Fragen wie etwa Fragen der Sexualität oder des Zölibats nicht auf die Tagesordnung kommen.

Auf dem Höhepunkt des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche hatte die Deutsche Bischofskonferenz bei ihrer Herbsttagung im vergangenen Jahr einen Dialogprozess über Reformen in der Kirche angeregt. Auftakt der Gespräche, zu denen 300 Teilnehmer aus Diözesen sowie Vertreter katholischer Fakultäten, Ordensangehörige und Mitglieder des Zentralkomitees der deutschen Katholiken erwartet werden, ist am Freitag in Mannheim. Der Gesprächsprozess ist auf fünf Jahre angelegt.

In dem offenen Brief, der auch von der "Leserinitiative Publik" unterzeichnet ist, wird kritisiert, dass "Reformgruppen, die sich mehrfach an alle Bischöfe gewandt haben, bis jetzt keinen Zugang zu den Gesprächen erhalten". Die Kirchenvolksbewegungen fürchten zudem eine "Hinhalte-Taktik" seitens der Bischofskonferenz. Durch die Ausdehnung des Gesprächsprozesses auf fünf Jahre bestehe die Gefahr, dass "kritisches Potenzial gebunden und entschärft werden soll", heißt es in dem Schreiben, das an alle Teilnehmer des Dialogprozesses ging.

Darüber hinaus erinnern die Kirchenreformbewegungen in ihrem Schreiben an die "seit langem als erforderlich erkannten Reformanliegen": Abschaffung des Pflichtzölibats, Zugang der Frauen zu allen kirchlichen Ämtern, Gemeinsames Abendmahl mit anderen Konfessionen und wiederverheirateten Geschiedenen sowie das Ende der Diskriminierung Homosexueller.

An die Teilnehmer gerichtet heißt es in dem Brief weiter: "Sie haben es nun in besonderer Weise in der Hand, ob die Auftaktveranstaltung des Gesprächsprozesses in Mannheim das lang erwartete Signal für eine neue Dialogkultur und einen neuen Aufbruch geben wird oder nicht." Die Teilnehmer des Prozesses werden in dem Schreiben zudem aufgefordert, Verantwortung wahrzunehmen und für eine Erneuerung der Kirche einzutreten.

http://www.epd.de/nachrichten/index_89465.html

Zuletzt geändert am 05­.07.2011