11.7.2011 - www.publik-Forum.de

Katholische Bischöfe: zaghafte Schritte zum Dialog

Der auf fünf Jahre angelegte Zukunftsdialog der deutschen Katholiken hat begonnen – aber ohne die Reformgruppen

Demnächst, im August, empfängt der Papst den Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, sowie Kardinal Reinhard Marx (München) und die Bischöfe Franz-Josef Bode (Osnabrück) und Franz-Josef Overbeck (Essen) in Castel Gandolfo. Zweck: Benedikt XVI. soll in aller Ausführlichkeit – noch vor seiner Deutschland-Visite im September – Bericht erhalten über den Zukunftsdialog über die katholische Kirche in Deutschland.

Dialog gegen die Konservativen

Die drei Bischöfe Marx, Bode und Overbeck fungieren als Steuerungsgruppe des »Gesprächsprozesses«, den Zollisch im Herbst 2010 nach den Missbrauchs-Katastrophen ausrief und seitdem zäh gegen konservative Widerstände aus der Bischofskonferenz vorangebracht hat. (Eine Reise ins Ungewisse)

Kritiker nicht am Tisch

Der erste Schritt des Zukunftsdialogs am 8. und 9. Juli in Mannheim ist gelungen, zumindest aus der Sicht der einladenden Bischöfe sowie der 300, von den Bischöfen aus den 27 Diözesen entsandten Delegierten. »Die Reformforderungen sind in der Mitte des Kirchenvolkes angekommen«, resümiert der Bundessprecher von »Wir sind Kirche«, Christian Weisner. Er kommentiert von außerhalb, denn kein einziger Vertreter von Wir sind Kirche war unter den 300 Delegierten – obgleich die Kirchenreformbewegung mit drei freundlichen Briefen an jeden der Diözesanbischöfe ihre Mitarbeit angeboten hatte. Kaum vertreten waren in Mannheim auch die über 300 Theologieprofessorinnen und Theologieprofessoren, die im Februar mit dem »Memorandum 2011« substanzielle Kirchenreformen gefordert hatten, als ein Beitrag zu dem von Zollitsch ausgerufenen Zukunftsdialogprozess. (Offener Brief zum Gesprächsforum in Mannheim, www.wir-sind-kirche.de)


Debatten im World Café

Es tagten in Mannheim Mitglieder von kirchlichen Räten, Geistliche, hauptamtliche Laienmitarbeiter, – also ein gehobener Teil des Kirchenvolkes. Doch der Entscheid der vier Steuerungsbischöfe, die Tagungsleitung extern zu vergeben und in der beteiligungsfreundlichen World Café-Methode zu veranstalten, schuf ein Klima der Freiheit. Getagt wurde in 35 Stuhlkreisen zu je acht Teilnehmenden. An jedem der Kreise nahm ein Bischof teil. Jeder Kreis entsandte einen Berichterstatter aufs Podium. Etwa im Stundenrhythmus wechselte die Zusammensetzung der Kreise.

Für eine Pastoral der Barmherzigkeit

Wenn dann beim Berichten rund 30 von 35 Kreisberichterstattern – in der Mehrzahl Frauen – erklären, ihr Kreis fordere eine Umkehr zugunsten der wiederverheirateten Geschiedenen, eine Pastoral der Barmherzigkeit, mehr Teilhabe der Frauen und der Laien an der Kirchenleitung oder die überlegte Abkehr vom Zwangszölibat, dann entfalten diese Forderungen große Wucht.

Mit lang anhaltendem Schlussbeifall dankten die Delegierten Erzbischof Zollitsch, der »Lokomotive« dieses Zukunftsgespräches. Was aus den Ergebnissen wird, ist offen. Sie sollen dokumentiert werden.

Angesichts dieser vagen Perspektive besteht die Gefahr, dass man wieder einmal miteinander gesprochen hat, über Dinge, die – so ein süddeutscher Weihbischof :»Ich eh' bei jedem Pfarreibesuch diskutiere«. Immerhin, beim nächsten deutschlandweiten Zukunftsgespräch können auch mehr als 300 Delegierte dabei sein, erklärt Zollitsch. Auf diese Weise könnte der Fächer ausgeweitet werden, damit die tatsächliche Breite des Katholizismus über die Kirche ins Gespräch kommt. Sonst macht sich Frustration breit.

Und jetzt kommt der Papst

»Das Schwierigste wird sein, den Bischöfen, die nicht am Zukunftsgespräch teilnahmen, zu vermitteln, was wir miteinander erlebt haben«, sagte Bischof Bode, einer der Steuermänner, zu später Stunde. Wohl wahr. Von konservativer Seite steht der Gesprächsprozess und das in ihm engagierte Drittel der deutschen Bischöfe unter Druck. Dagegen soll der Kontakt mit dem Papst helfen: Sämtliche 300 Delegierten des Zukunftsdialogs sind zur Freiburger Konzerthausrede von Benedikt XVI. geladen, in der sich der Papst am 25. September an die Zivilgesellschaft wenden wird. Da spätestens wird sich zeigen, ob der Papst den Zukunftsdialog befördert – oder behindert.

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Zuletzt geändert am 12­.07.2011