26. August.2006 - Süddeutsche Zeitung

"Wir sind Kirche" will mit Papst sprechen

(Überschrift Ausgabe Deutschland S. 38)

Papst zum Dialog aufgefordert
Kritische Katholiken wollen innerkirchliche Reformen

(Überschrift Ausgabe Bayern und München S. 41)

München – Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ hat Papst Benedikt XVI. und die deutschen Bischöfe zu einem „offenen und ernsthaften Dialog mit dem Kirchenvolk“ aufgefordert. In einem am Freitag in München veröffentlichten Schreiben heißt es, solche Gespräche seien trotz mehrfacher Versuche seit dem so genannten Kirchenvolksbegehren von 1995 noch nicht zustande gekommen. Die Herausforderungen, vor denen die Kirche weltweit stehe, könnten nur gemeinsam bewältigt werden.

„Wir sind Kirche“ appelliert an den Papst und die Bischöfe, besondere Verantwortung für die Ökumene zu übernehmen. Nötig sei ein klares Bekenntnis zum Verbindenden im Glauben und zum zweiten Ökumenischen Kirchentag 2010 in München. Das Engagement kritischer Katholiken sollte als Zeichen der Liebe zur Kirche und als Alternative zu tatsächlicher oder innerer Emigration bewertet werden. Millionen Menschen in Deutschland hätten inzwischen „Kirchenflucht“ begangen. Dem Brief zufolge setzen sich immer mehr Menschen und Gemeinden für innerkirchliche Reformen wie die Zulassung von Verheirateten und Frauen zum Priesteramt sowie von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten ein. Bemängelt wird auch, dass die drastischen Sparbeschlüsse in vielen Bistümern ohne breitere Mitwirkung umgesetzt würden. Bei den Reformen der Seelsorgestrukturen gerieten die Ortsgemeinden als Urmodell christlicher Gemeinschaft aus den Augen.
KNA

Zuletzt geändert am 29­.08.2006