6./7.8.2011 - Hannoversche Allgemeine Zeitung

Pfarrer hatte Inselurlaub mit Jungen gebucht

von Gabriele Schulte

Hannover. Der Pfarrer aus Salzgitter, der den Missbrauch von drei Jungen gestanden hat, wollte in diesen Sommerferien ursprünglich mit einem 13-Jührigen in die Dominikanische Republik reisen. „Das hat er in seiner zweiten Vernehmung eingeräumt“, bestätigte am Freitag Joachim Grande, Polizeisprecher in Braunschweig. Der 46-jährige Andreas L. sitzt seit Mitte Juli in Untersuchungshaft, nachdem die Mutter eines Jungen Anzeige erstattet hatte.

Den Angaben zufolge hatte Andreas L. Mitte März für sich und sein jüngstes Opfer, einen 13 Jahre alten Jungen aus Salzgitter, einen Hotelurlaub in der Dominikanischen Republik gebucht – vom 29. Juli bis zum 13. August. Ende Juni stornierte er die Reise, nachdem ihn Vertreter des Bistums Hildesheim wegen seines „distanzlosen Verhaltens“ gegenüber Jungen ermahnt hatten. Die Mutter eines Jungen aus Braunschweig, wo L. zuvor als Kaplan tätig war, hatte sich an das Bistum gewandt. Der Priester hatte mit ihrem Sohn in einem Bett übernachtet.

Die Ermittler haben inzwischen etliche Kontaktpersonen aus den früheren Arbeitsbereichen des Theologen in Hannover-Mühlenberg, Wolfsburg und Braunschweig befragt. „Wir haben keine Hinweise auf weitere Missbrauchsfälle erhalten“, sagte Grande. Mitte kommender Woche werde die Vernehmung des Priesters fortgesetzt, danach könnte es schon sehr bald zur Anklage kommen.

Ein Sprecher des Bistums Hildesheim sagte, dort sei von den Urlaubsplänen des Pfarrers aus Salzgitter-Lebenstedt nichts bekannt gewesen. „Uns ist die Geschichte neu“.

Unterdessen bezeichnete es die katholische Laienbewegung Wir sind Kirche als „zu- nehmend empörend“, dass Bischof Norbert Trelle sich bisher nicht öffentlich zu dem Fall geäußert habe. „Offensichtlich taucht der Oberhirte in allen wichtigen Angelegenheiten ab“, sagte am Freitag Peter Sutor, Sprecher der Laienbewegung im Bistum.

Zuletzt geändert am 06­.08.2011