7.10.2011 - kanal8.de (dapd)

Zollitsch nennt Papstbesuch historisch

Kirchenvolksbewegung kritisiert Schönrednerei

Fulda (dapd). Die deutschen Bischöfe sehen sich durch den Papstbesuch in der Ökumene und dem innerkirchlichen Dialogprozess bestätigt. Zum Abschluss der Herbstvollversammlung in Fulda warnte der Vorsitzende der Bischofskonferenz Robert Zollitsch jedoch vor einem deutschen Sonderweg bei der Klärung "sperriger Themen". Speziell nannte er den Umgang mit Wiederverheirateten oder die Beteiligung von Frauen und Laien in der Kirche.

"Viele - gerade die drängenden - Fragen sind immer im Horizont der Weltkirche und der weltweiten Lehre der Kirche zu sehen", sagte der Freiburger Erzbischof. Dies schließe aber nicht aus, diese Fragen im Gespräch mit Rom anzusprechen. "Da lasse ich nicht nach, da habe ich auch die nötige Geduld und den langen Atem dazu", sagte er.

Zollitsch nannte den Papstbesuch vom 22. bis 25. September in Deutschland "wahrhaft historisch". Er habe die Einheit der Kirche gezeigt und gestärkt. Als "Hausaufgaben" habe Benedikt den Bischöfen die Themen Ökumene, Vertiefung des Glaubens sowie das Bewusstsein und die Verantwortung füreinander und miteinander gegeben.

Der Papst habe sich in Erfurt auf den Reformator Martin Luther zubewegt, sagte Zollitsch mit Blick auf die Ökumene. Er habe damit ein "klares Zeichen" gesetzt. Weitere Schritte müssten nun im Gespräch mit dem Rat der Evangelischen Kirche geführt werden.

Der Erzbischof kündigte auch eine Fortsetzung des innerkirchlichen Dialoges an. Es sei bereits "vieles in Bewegung geraten". Die einzelnen Diözesen würden "mit verschiedenen Geschwindigkeiten marschieren", konstatierte Zollitsch. Zum Thema Frauen in der Kirche sagte er, man müsse sich dem verpflichtet fühlen, dass Jesus Christus als seine Jünger Männer ausgewählt habe. Man könne aber "durchaus darüber sprechen", ob Frauen als Diakon eingesetzt werden.

Die kirchenkritische Volksbewegung "Wir sind Kirche" kritisierte die Bischöfe und warf ihnen Zweckoptimismus und Schönrednerei vor. Wie sich in zahlreichen E-Mails aus den Gemeinden gezeigt habe, herrsche bei den Menschen große Ratlosigkeit, sagte Christian Weisner, einer der Sprecher der Gruppe. "Der Papst hat in Deutsch geredet und trotzdem bräuchte man Exegeten, um es zu verstehen", kritisierte er.

Es sei fraglich, ob die von den Bischöfen erkannten positiven Ansätze der Papstreden in den Gemeinden angekommen seien. Er sprach von einer "Stimmung des Aufbruchs und der Aufruhr in den Gemeinden". Wenn der Dialogprozess innerhalb der Kirche nicht weitergehe, werde sie das "in die Katastrophe" führen. Weisner kritisierte, dass die Kirchenkritiker in den Dialog nicht eingebunden seien.

Dies wird sich nach Zollitschs Angaben auch beim nächsten Dialogtreffen in Mannheim im September 2012 nicht ändern, wie er auf dapd-Anfrage sagte: "Wir können nicht alle selbst ernannten Vertreter bestimmter Gruppen einladen."

Die nächste Vollversammlung der deutschen Bischofskonferenz im Frühjahr 2012 findet in Regensburg statt.

dapd

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Zuletzt geändert am 08­.10.2011