30.9.2011 - DPA

Bischöfe wollen Papstbesuch auswerten - «Schwierige Aufgabe»

Von Jörn Perske, dpa

Der Papstbesuch ist wenige Tage her - nun treffen sich die deutschen katholischen Bischöfe zu ihrer Herbst-Vollversammlung. Im Mittelpunkt steht die Analyse der zahlreichen Reden des Kirchenoberhaupts. Ein klares Wort sei dringend nötig, finden Kritiker.

Fulda (dpa) - Die deutschen katholischen Bischöfe kommen am Dienstag (4. Oktober) in Fulda zu ihrer traditionellen Herbst-Vollversammlung zusammen. Bei dem viertägigen Treffen soll es vor allem um eine Auswertung der Reden von Papst Benedikt XVI. bei seinem Deutschlandbesuch gehen. Es werde eine offene, thematisch nicht festgelegte Aussprache geben, sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Matthias Kopp, am Freitag. Zu klären sei, welche Konsequenzen und Aufträge daraus resultieren.

Benedikt hatte unter anderem mit der Anregung, die Kirche solle auf ihre staatlichen Privilegien verzichten, für Diskussionen gesorgt. Die Reformbewegung «Wir sind Kirche» sieht die Bischöfe vor «schweren Aufgaben». «Der Papst hat keine Wege aufgezeigt, wie die innerkirchlichen Spannungen überwunden und die Menschen zusammengeführt werden können», sagte Christian Weisner vom «Wir sind Kirche»-Bundesteam. «Er hat mehr mahnende Monologe gehalten als Dialoge geführt.»

«Die Stimmung dürfte eher skeptischer gegenüber der Kirche geworden sein», glaubt Weisner. Kopp kann die Kritik nicht nachvollziehen: «Der Papst ist nicht nach Deutschland gekommen, um Sonderwege zu verkünden.»

Nach den zahlreichen professoral anmutenden Papst-Reden im Zuge des viertägigen Deutschland-Besuches hätten die Gläubigen nun Interpretationshilfen nötig, sagte Weisner. «Selbst für manche Bischöfe wird das eine intellektuelle Herausforderung.»

Auf dem Programm der Vollversammlung in Fulda stehen auch Beratungen über den Fortgang des vor einem Jahr ins Leben gerufenen Gesprächsprozesses über den Glauben und die Zukunft der Kirche. Dieser Dialog zwischen Mitgliedern der Bischofskonferenz sowie haupt- und ehrenamtlichen Vertretern aus 27 Diözesen war nach dem Missbrauchsskandal und vor dem Hintergrund des Mitgliederschwunds in der katholischen Kirche in Deutschland auf den Weg gebracht worden. «Das Ziel ist eine Standortbestimmung und ein breit angelegter Dialog», erklärte Kopp. Weisner sagte, der Papst habe diese wichtige Initiative leider nicht sonderlich gewürdigt.

Weitere Programmpunkte sind die Vorbereitung der römischen Bischofssynode 2012 zur Neuevangelisierung und umfangreiche Personalentscheidungen. So werden die Mitglieder der bischöflichen Kommissionen am Mittwoch neu gewählt, die Ergebnisse sollen am Freitag verkündet werden. Am Donnerstag wollen die Bischöfe über das Thema Organspende und über bioethische Fragen sprechen.

Zuletzt geändert am 12­.10.2011