8.2.2012 - Süddeutsche Zeitung

Kardinal Marx unter Druck

Reformer wollen pastorale Empfehlungen rasch veröffentlichen

Kardinal Reinhard Marx gerät weiter unter Druck: Immer mehr Kritiker beklagen, dass die Ergebnisse des Dialogforums „Dem Glauben Zukunft geben“ noch immer nicht veröffentlicht worden sind. Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ hat sich darum am Montagabend bei einem Treffen im Hansa-Haus an der Brienner Straße entschieden, dem Kardinal eine Frist zu setzen. Sollte die unkommentierte Veröffentlichung der 61 pastoralen Empfehlungen, die das Zukunftsforum erarbeitet hat, nicht bis Aschermittwoch erfolgen, werde man sie aus „einschlägigen Quellen autonom über die eigenen Netzwerke“ publik machen, kündigte Christian Weisner von „Wir sind Kirche“ an.

Kardinal Marx hatte die Veröffentlichung der Arbeitsergebnisse des Zukunftsforums an seine Antworten gekoppelt. Ursprünglich wollte er sie schon Pfingsten 2011 bewerten. Seitdem wurden die Gläubigen immer wieder vertröstet. Erste Antworten von Marx gab es im Oktober auf der Vollversammlung des Diözesanrats in Freising und kurz darauf auf der Dekane-Konferenz. Teilnehmer der Veranstaltung in Freising berichteten, dass die Antworten „keineswegs systematisch“ erfolgt seien und man sich „vor den Kopf gestoßen“ gefühlt habe. Es sei „höchste Zeit“, hieß es am Montag, dass sich der „stille kritische“ Diözesanklerus vernetze und solidarisiere, damit reformorientierte Pfarrer nicht vom Ordinariat abgestraft werden könnten. Es kam die Idee auf, im Stil der Montagsgebete in der DDR, für die „Erneuerung der Kirche“ zu beten.
fb

http://www.sueddeutsche.de/B5w386/457319/Kardinal-Marx-unter-Druck.html

Zuletzt geändert am 08­.02.2012