21.2.2012 - www.stattzeitung-plus.in

Viel Lärm um eine Lesung

(Foto) Walter Hürter von der Diözesengruppe Eichstätt "Wir sind Kirche".

(dm) Nachdem der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller ihn kurzer Hand einfach ausgeladen hatte, erteilte auch der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa dem ehemaligen bayerischen Kultusminister und langjährigem Präsidenten des Zentralkomitees deutscher Katholiken Hans Maier aufgrund seines Engagements für Donum Vitae ein „Leseverbot“ in kirchlichen Räumen.

„Diesen Bischöfen Gerhard Ludwig Müller und Konrad Zdarsa ist offensichtlich nicht bewusst, wie sehr sie damit der Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche schaden“, so Walter Hürter, Mitglied der Diözesengruppe Eichstätt von „Wir sind Kirche“.

Im Gegensatz zu Augsburg und Regensburg gab es in Ingolstadt keine Probleme. Hans Maier liest zwar am 7. März im evangelischen Gemeindezentrum St. Matthäus auf eine Einladung des Fördervereins Beratungszentrum für Frauen hin, aus seinem Buch „Böse Jahre, gute Jahre- ein Leben 1931 ff“, hätte aber genau so gut auch in katholischen Räumen lesen dürfen, betonte Gudrun Sticht-Schretzenmayr, die stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins Beratungszentrum für Frauen.

Der Gelehrte Hans Maier setzt sich kritisch mit der Meinung der katholischen Kirche bezüglich der Schwangerschaftskonfliktberatung auseinander und - was in katholischen konservativen Kreisen gar nicht gern gesehen wird - er befürwortet den von katholischen Christen in eigener Verantwortung gegründeten Beratungsverein Donum Vitae (Geschenk des Lebens). Dieser berät auch Frauen, die ernsthaft eine Abtreibung erwägen und stellt die gesetzlich vorgeschriebene Beratungsbestätigung aus. Gegenüber der Mittelbayerischen Zeitung berichtete Hans Maier, dass er „äußerst empört über die böswillige Behauptung sei, die ihm eine abtreibungswillige Haltung unterstelle.“ Allein dem Einsatz von Donum Vitae hätten in Bayern Tausende von Kindern ihr Leben zu verdanken. Daher sei es „völlig absurd, dieses Werk zu diskreditieren.“

„Unsere Diözesangruppe unterstützt die Fortsetzung der sehr erfolgreichen kirchlichen, wenn auch nicht amtskirchlichen Beratungsarbeit und hat größten Respekt vor dem Engagement der Beraterinnen und ungezählter Unterstützer, wie z. B. Hans Maier“, erklärte Walter Hürter, der das „Leseverbot“ als einen großen Fehler betrachtet. Die Arbeit der Vereine wie zum Beispiel Donum Vitae, Frauen Beraten und Frauenwürde, die nach ihrem Gewissen handelten und mit hohem persönlichen Engagement ihre Vereine gründeten mit dem Ziel Frauen in Not zu helfen, schätzt er sehr: „Die Amtskirche hat sich mit der Austiegsentscheidung einfach aus der Verantwortung gezogen“, kritisiert Walter Hürter.

Diese Meinung teilt auch Walter Bayerlein, ehemaliger Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und stellvertretender Landesvorsitzender von Donum Vitae in Bayern: „Man darf es nicht dem Zufall überlassen, ob das Kind einen Anwalt für sein bedrohtes Leben und die Frau eine qualifizierte Hilfe erhält.“ Seiner Meinung nach ist daher eine verpflichtende qualifizierte Konfliktberatung, die im Übrigen etwa 30 Prozent aller Fälle der Schwangerschaftsberatung bei Donum Vitae in Bayern ausmacht, eine wichtige Chance für das Leben. „Dass die Ausstellung des Beratungsscheines der Kirche ein Dorn im Auge ist, kann er deshalb nicht nachvollziehen:“Dieser bestätigt nur die Tatsache, dass die Frau sich einer qualifizierten und am Leben orientierten Beratung unterzogen hat. Er ist keine Erlaubnis zur Abtreibung. Eine Abtreibung sei übrigens nach dem Erhalt des Scheines keinesfalls vorprogrammiert:“In sehr vielen Fällen haben Frauen, die vor der Beratung zu einer Abtreibung hin tendierten, ihre Meinung durch die Beratung geändert und sich für das Kind entschieden.“ Walter Bayerlein betont dabei auch, wie wichtig es sei, dass ein weltanschaulich plurales Beratungsangebot vorhanden sei und Beratungsstellen wie das Gesundheitsamt und pro Familia nicht ausreichend seien. „Was zum Beispiel Donum Vitae bietet, ist eine am christlichen Menschenbild ausgerichtete Beratung und Unterstützung. Wir haben als Fundament unserer Arbeit ein anderes Bild vom Menschen und vom Leben als anderer Träger.“

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Zuletzt geändert am 22­.02.2012