28.2.2012 - Freie Presse Sachsen

Zollitsch fordert eine "hörende Kirche"

Erzbischof sieht innerkirchlichen Dialogprozess auf gutem Weg - Bischofskonferenz in Regensburg

Regensburg (dapd-bay). Zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz hat ihr Vorsitzender Robert Zollitsch die Kirche zu Offenheit im gegenwärtigen Dialogprozess aufgerufen. Zur Suche nach dem Weg in die Zukunft gehöre, "immer mehr hörende Kirche zu werden", sagte Zollitsch am Montag in Regensburg beim Eröffnungsgottesdienst. "Der Aufbruch beginnt mit dem Hören." Unmittelbar vor Beginn des Treffens zeigte er sich zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des innerkirchlichen Dialogs. Dagegen äußerte sich die kirchenkritische Bewegung "Wir sind Kirche" enttäuscht.

Vor Journalisten sagte Zollitsch, der Start Gesprächsprozesses im vergangenen Jahr sei "ausgesprochen gut" verlaufen. Er sei "sehr, sehr angetan", welche Initiativen die einzelnen Bistümer gestartet hätten. Jede Diözese dürfe dabei ihre eigenen Schwerpunkte setzen. "Das gehört zur Vielfalt", betonte der Freiburger Erzbischof.

Zollitsch warnte zugleich vor übertriebenen Erwartungen an die von den Bischöfen initiierte Dialoginitiative. Er selber habe von Anfang an damit gerechnet, dass die deutschen Bistümer das Projekt mit "unterschiedlichen Geschwindigkeiten" vorantreiben würden. Zollitsch sagte, er erhoffe sich hier auch vom Katholikentag in Mannheim im Mai weitere Impulse für den innerkirchlichen Dialog.

"Wir sind Kirche"-Sprecher Christian Weisner nannte demgegenüber die bisherigen Ergebnisse der Initiative "sehr, sehr enttäuschend". Ein echter Dialog finde nicht statt. Zollitsch habe beim Start des Gesprächsprozesses im Sommer 2011 große Erwartungen geweckt, sagte Weisner. "Aber die anderen Bischöfe lassen ihn im Regen stehen."

In diesem Jahr steht der Gesprächsprozess unter dem Motto "Diakonia. Unsere Verantwortung in der freien Gesellschaft". In seiner Predigt im Regensburger Dom St. Peter erinnerte Zollitsch die Kirche daher an ihre soziale Verantwortung. Christen hätten den entscheidenden Auftrag, die Gesellschaft menschlich zu gestalten, sagte er laut Redemanuskript. "Und dies heißt: sozial, solidarisch, gerecht - getragen von der Verantwortung und Sorge füreinander."

Gerade in einer Gesellschaft, in der alles möglich zu sein scheine, gelte es immer wieder, "die tragenden Werte, die uns im Abendland prägen und von denen wir leben, einzubringen und mit Leben zu füllen", betonte der Erzbischof und forderte den Schutz des Lebens von seinem Anfang bis zu seinem natürlichen Ende.

Neben dem Gesprächsprozess wird sich die viertägige Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe unter anderem mit der Zukunft der katholischen Fakultäten an den deutschen Universitäten beschäftigen. Auch über die ersten Erfahrungen mit dem zu Jahresbeginn aufgelegten Entschädigungsfonds für misshandelte Heimkinder wird den Bischöfen ein Bericht vorgelegt. Der Missbrauchsskandal in der Kirche steht Zollitsch zufolge bei dieser Frühjahrsvollversammlung nicht auf der Tagesordnung.

dapd

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Zuletzt geändert am 28­.02.2012