9.5.2012 - Kipa

Hans Küng geht nicht an Katholikentag und ruft zu Protest auf

München, 9.5.12 (Kipa) Wenige Tage vor dem Katholikentag in Mannheim hat der Theologe Hans Küng dazu aufgerufen, sich den Reformbewegungen in der katholischen Kirche anzuschliessen. Priesterlose Gemeinden sollten Eucharistiefeiern halten, und die Spaltungen zwischen katholischen und evangelischen Gemeinden müssten durch gemeinsame Gottesdienste überwunden werden.

Das schreibt der vom Vatikan gemassregelte Theologe in einem Beitrag für die "Süddeutsche Zeitung" (Donnerstag). Dem Schweizer Wissenschaftler, der sich seit mehr als zwei Jahrzehnten für das Projekt Weltethos engagiert, war 1979 von Rom die Lehrerlaubnis für katholische Theologie entzogen worden.

In dem Zeitungsbeitrag übt Küng massive Kritik an Papst Benedikt XVI. und den Bischöfen. Der Papst interpretiere das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) "theoretisch und praktisch nach rückwärts". Benedikt XVI. verhindere Reformen und riskiere "den Zusammenbruch von Seelsorge und Gemeinden". Der Papst gefährde die Einheit der Kirche, "indem er illegal ordinierte Bischöfe der traditionalistischen Pius-Bruderschaft ohne Vorbedingungen in die Kirche aufnimmt, obwohl sie das Konzil in zentralen Punkten ablehnen", so Küng. "Einen neuen Aufbruch wagen".

In Mannheim beginnt am 16. Mai der 98. Deutsche Katholikentag; er steht unter dem Motto "Einen neuen Aufbruch wagen". Das Zentralkomitee der Katholiken (ZdK), das das Treffen veranstaltet, hatte Küng nach eigenem Bekunden zu einer "Konzilsgala" im Rahmen des Katholikentags eingeladen. Der Theologe begründete seine Absage damit, dass "zu einer festlichen Konzilsgala meines Erachtens kein Anlass besteht".

Den von der Deutschen Bischofskonferenz initiierten Dialogprozess hält Küng für einen "Pseudodialog". Reden dürften die Teilnehmer über fast alles, "entscheiden aber nichts". Nach dem Anfang 2010 bekannt gewordenen Missbrauchsskandal hatte die katholische Kirche in Deutschland einen Dialogprozess ins Leben gerufen, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.

(kipa/kna/gs)

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Zuletzt geändert am 10­.05.2012