15.5.2012 - Welt Online

Keine Tabuthemen beim Katholikentag in Mannheim

ZdK-Vizepräsidentin: Auch kritische Fragen werden diskutiert

Mannheim (dapd-bwb). Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat Kritik zurückgewiesen, beim Katholikentag in dieser Woche in Mannheim würden kritische Themen ausgespart. Tabuthemen gebe es nicht; alle anstehenden Fragen sollten nach Möglichkeit auch besprochen werden, sagte ZdK-Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel der Nachrichtenagentur dapd.

Es werde auch niemandem ein Maulkorb verpasst. Kritische Gruppierungen wie die Bewegung "Wir sind Kirche" hatten der Kirche vorgeworfen, beim Katholikentag würden brisante Themen wie der Zölibat oder die Rolle der Frau an den Rand gedrängt oder ganz ausgespart und Kritiker würden nicht zu Wort kommen.

Im Programm des Katholikentags fänden sich viele sogenannte Reizthemen, betonte Lücking-Michel, die das Laientreffen von Mittwoch bis Sonntag in Mannheim mit vorbereitet hat. Über die Rolle der Frauen in der Kirche werde ebenso diskutiert wie über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Ein neuer Aufbruch könne nur funktionieren, wenn alle ehrlich seien. Der diesjährige Katholikentag steht unter dem Motto "Einen neuen Aufbruch wagen".

Ein wichtiges Thema des Katholikentags werde die Zukunft der katholischen Gemeinden sein, sagte Lücking-Michel. In der Basis herrsche über dieses Thema große Unruhe. Viele Katholiken sähen den Trend zu XXL-Gemeinden sehr skeptisch. Wenn die bisherige Gemeinde aufhöre zu existieren, sei das schmerzhaft für viele Mitglieder. Oft fragten sich die Betroffenen, ob es nicht doch Alternativen zur Zusammenlegung von Gemeinden gebe.

Viele Katholiken beschäftige generell die Frage, wie Kirche zukunftsfähig werden könne. Katholikentage könnten die Botschaft vermitteln, dass es nicht primär um interne Querelen, Struktur- und Machtfragen gehe, sondern darum, dass die Kirche an der Seite der Menschen stehe. Die großen Laientreffen seien eine wichtige Etappe, um sich auf das zu besinnen, was wirklich wichtig sei.

Die Kirche an sich sei kein Selbstzweck, sondern "Zeichen und Instrument", betonte Lücking-Michel. Wenn die Kirche nicht mehr ihren Zweck erfülle, auf die christliche Botschaft zu verweisen und Ansprechpartner für die Sorgen und Lebensfragen der Menschen zu sein, dann mache sie etwas falsch. Dann sei es höchste Zeit, sie den aktuellen Herausforderungen anzupassen.

Katholikentage zeigten aber auch, dass die katholische Kirche gesellschaftlich relevant sei und politisch etwas zu sagen habe. Ein Beleg dafür sei, dass auch die Staatsspitze vom Bundespräsidenten bis zur Kanzlerin bei der Veranstaltung präsent sein werde.

dapd

http://www.welt.de/newsticker/news3/article106315314/Keine-Tabuthemen-beim-Katholikentag-in-Mannheim.html

Zuletzt geändert am 15­.05.2012