2.7.2012 - AFP

Bischof Müller wird neuer Chef der Glaubenskongregation

Regensburg — Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller ist von Papst Benedikt XVI. zum neuen Glaubenshüter der katholischen Kirche ernannt worden. Müller werde ab sofort neuer Präfekt der Glaubenskongregation, teilten der Vatikan und Müllers bisheriges Bistum mit. Während die Deutsche Bischofskonferenz sich stolz über die Ernennung zeigte, kritisierte die Bewegung Wir sind Kirche die Entscheidung des Papstes.

Müller löst den US-Kardinal William Levada ab, der aus Altersgründen zurückgetreten war. Bis zu seiner Wahl zum Papst stand Joseph Ratzinger selbst von 1981 bis 2005 an der Spitze der Glaubenskongregation.

Diese hat die Aufgabe, die Glaubens- und Sittenlehre in der katholischen Kirche zu fördern und zu schützen. Ihr Präfekt leitet auch die päpstliche Bibelkommission sowie die internationale theologische Kommission und gilt in der Kirchenhierarchie als Nummer drei. Müller ist ab sofort auch Erzbischof, seine Ernennung zum Kardinal ist nun ebenfalls zu erwarten.

Der 64-Jährige gehört der Glaubenskongregation bereits seit 2007 an. Er gilt als papsttreuer und konservativer Theologe. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch, erklärte, die deutschen Bischöfe seien "stolz, dass einer ihrer Mitbrüder künftig diese wichtige Aufgabe in der römischen Kurie wahrnehmen wird". Zollitsch erklärte, Müller habe die besten Voraussetzungen, um die neuen Aufgaben auszufüllen. "Er ist einer der profiliertesten Theologen der Gegenwart."

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, gratulierte Müller ebenfalls. "Als Evangelische Kirche in Deutschland freuen wir uns, dass mit Ihnen eine Persönlichkeit die Leitung der Kongregation für die Glaubenslehre übernimmt, der auch die von Papst Benedikt XVI. immer wieder angemahnte Stärkung des christlichen Zeugnisses gegenüber den säkularisierten Gesellschaften Westeuropas ein Herzensanliegen war und ist", schrieb Schneider.

Die für Forderungen nach innerkirchlichen Reformen stehende Gruppe Wir sind Kirche warf Müller hingegen vor, in den Fragen der Ökumene "für eine Polarisierung und nicht für eine Versöhnung" zu stehen. "Bezüglich der in der ganzen Weltkirche entstehenden Priester-Initiativen, die sich für Reformen einsetzen, steht zu befürchten, dass er darauf hinwirken wird, diese als 'unchristlich und dem katholischen Glauben diametral entgegengesetzt' zu bekämpfen und zu unterbinden." In seinem Bistum habe Müller zudem ein Klima der Unterwürfigkeit und Angst erzeugt.

Der in Mainz geborene Müller ist seit 2002 Bischof von Regensburg. Schon seit längerem war über seine Berufung in den Vatikan spekuliert worden. Der 64-Jährige gilt als profilierter Dogmatiker. Immer wieder geriet Bischof Müller aber auch in seinem Bistum mit Laienvertretern aneinander. Als er 2005 die Mitwirkungsrechte der Laien in den Kirchengemeinden drastisch einschränkte, brachte Müller dies auch innerhalb der deutschen Bischofskonferenz viel Widerspruch.

Trotz des Streits in der Vergangenheit schickte auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) als Vertretung der Laien Müller Gratulationen. "Ich wünsche Ihnen eine gute Hand bei der Erfüllung dieser so wichtigen und äußerst verantwortungsvollen Aufgabe in unserer Weltkirche", schrieb ZdK-Präsident Alois Glück an Müller.

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Zuletzt geändert am 02­.07.2012