Juli 2012 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

Es rappelt in der Kiste!

Und nicht nur in einer. Weltweit rappelt es in der röm.-kath. Kirche. Wieder einmal kam der Anstoß aus Österreich, 1995 war es das KirchenVolksBegehren, letztes Jahr war es der Aufruf zum Ungehorsam der Pfarrerinitiative. Und offensichtlich ist die Zeit reif, der Unmut hat eine derartig lange Reifezeit gehabt, dass seine Früchte jetzt aufplatzen wie die Kastanien.

In Australien, in Irland, in den USA, und jetzt auch in der Erzdiözese Freiburg zeigen Pfarrer Flagge, stehen auf und stehen ein für das, was sie schon lange denken und auch mehr oder weniger öffentlich praktizieren. Es erscheint ihnen unzumutbar, die kirchen-offizielle Herzlosigkeit weiter zu decken, indem sie sich ihr unterordnen oder sie unterwandern. Denn je länger Priester als einzelne versuchen entweder gegen ihr Gewissen der römischen Doktrin zu folgen oder entgegen der Doktrin ihrem Gewissen treu zu bleiben, desto länger und um so mehr entfernt sich die Kirche in ihrer Gesamtheit von der Botschaft Jesu – und von den Menschen.

Die Priester und Diakone der Erzdiözese Freiburg, haben ihre Initiative auf einen einzigen Punkt zugespitzt, auf die Zulassung der wiederverheiratet Geschiedenen zu den Sakramenten. Und das ist eine klare Botschaft, die sowohl von vielen Priestern, die vielleicht bei anderen Forderungen Schwierigkeiten hätten, wie auch bei vielen Katholikinnen und Katholiken ohne Amt mitgetragen werden kann. Denn sie betrifft inzwischen sehr viele Familien. Es geht vor allem um Menschen, deren erste Ehe gescheitert ist, so wie im Leben jedes Menschen Lebensentwürfe scheitern können, die das große Glück erleben dürfen, in einer gelingenden zweiten Partnerschaft zu leben. Und es geht vor allem um Menschen, denen ihre kirchliche Heimat nicht egal ist und die darunter leiden, dass sie aus der vollen Gemeinschaft ausgegrenzt werden.

Diese Initiative in Freiburg spricht vielen aus der Seele und so hat sich eine zweite Initiative gebildet, die ein Forum zur Unterstützung bietet. Dieses Zusammenwirken ist vorbildlich. Es ist für diejenigen, die sich seit Jahren mit aller Kraft und mit voller Sichtbarkeit für Reformen in der Kirche eingesetzt haben ein Signal, dass sie das nicht ohne Wirkung getan haben. Aber auch die Rückenstärkung für die Priester und Diakone, die sie durch Männer und Frauen aus ihrer Diözese erfahren, ist ein Signal: Zusammen sind wir Kirche!

www.memorandum-priester-und-diakone-freiburg.de
www.aufbruch-jetzt-seelsorge-vor-kirchenrecht.de

Zuletzt geändert am 12­.07.2012