24.9.2012 - Fuldaer Zeitung

Bischöfe beraten auf Herbstversammlung über Reformen

dpa. Deutschlands katholische Bischöfe treffen sich heute zur Herbstversammlung in Fulda. Langsam setzt sich bei einigen die Erkenntnis durch, dass die Kirche Veränderungen braucht. Doch es gibt auch andere Meinungen.

Bei der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe werden ab heute in Fulda kontroverse Debatten über Veränderungen in der katholischen Kirche erwartet. Hintergrund sind die jüngsten Reformvorstöße mehrerer Bischöfe. Sie wollen Wiederverheirateten unter bestimmten Umständen die Teilnahme an der Kommunion ermöglichen und Frauen mehr Einfluss in der Kirche geben. Konservative Vertreter des Klerus, die auch den laufenden Dialogprozess mit den Laien über Reformen skeptisch sehen, dürften dies vehement ablehnen. Bis Freitag haben die Bischöfe Zeit, eine einheitliche Linie zu suchen.

Beim Jahrestreffen des Dialogprozesses vor einer Woche in Hannover hatte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, praktische Lösungen für Wiederverheiratete in Aussicht gestellt, die bisher nicht an der Kommunion (Abendmahl) teilnehmen dürfen. Als Arbeitgeber wolle die Kirche mit dem Ausschluss wiederverheirateter Beschäftigter weniger strikt umgehen. Den Spielraum in dieser Frage will er mit dem Vatikan ausloten. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hatte verlangt, dass mehr Frauen in Leitungspositionen kommen müssten - jedoch nicht ins Priesteramt.

"Krise ist noch lange nicht überwunden"

Die kritische Reformbewegung «Wir sind Kirche» erwartet von der Versammlung in Fulda Aufschlüsse über den Reformwillen der katholischen Würdenträger: «Die spannende Frage ist, welche Bischöfe sich nun durchsetzen, ob es die konservativen oder die reformwilligen sind», sagte Sprecher Christian Weisner. «Die Krise ist noch lange nicht überwunden. Solange nicht sichtbare Reformschritte vollzogen werden, werden die Bischöfe die Menschen nicht in der Kirche halten können.»

Die katholische Kirche ist durch Missbrauchsskandal und Mitgliederschwund seit längerem unter Druck und sucht nach Wegen, den Glauben zu stärken. Vor diesem Hintergrund wollen die Bischöfe in Fulda auch über den Religionsunterricht und um den Eucharistischen Kongress 2013 in Köln sprechen. Thema dürfte zudem das vor wenigen Tagen verabschiedete Dekret zum Kirchenaustritt sein. Darin stellen die Bischöfe klar, dass es nicht möglich ist, aus der Kirche als Institution auszutreten und keine Kirchensteuern mehr zu zahlen, zugleich aber gläubiges Mitglied zu bleiben.

Diskutieren will die Bischofskonferenz schließlich den Abschlussbericht der bundesweiten Hotline der katholischen Kirche für ehemalige Heimkinder. Mehr als 900 Betroffene, die zwischen 1945 und 1975 in katholischen Einrichtungen geschlagen, gedemütigt oder missbraucht wurden, hatten die bis Juni angebotene telefonische Beratung genutzt.

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Zuletzt geändert am 24­.09.2012