17.2.2013 - Trierischer Volksfreund

Engagierte Katholikinnen fordern: Stoppt die Ungleichbehandlung!

Vor der am Montag in Trier beginnenden Vollversammlung der deutschen Bischöfe sprechen sich katholische Frauen für Gleichberechtigung in der Kirche und den Zugang zu Weiheämtern aus.

Sollen Frauen in der katholischen Kirche künftig Diakoninnen, Priesterinnen oder gar Bischöfinnen werden können? Nein, sagen die deutschen Bischöfe und sind damit voll auf Linie des scheidenden Papstes Benedikt XVI. Unwahrscheinlich, dass sich an dieser Haltung so rasch etwas ändert. „Es gibt theologische Grenzen, die ich als einzelner Bischof oder wir als Vollversammlung nicht überspringen können“, sagt der Trierer Bischof Stephan Ackermann in einem aktuellen Interview mit unserer Zeitung.

Anlass ist die am Montag beginnende viertägige Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe. Der Klerus trifft sich nach 30 Jahren das erste Mal wieder in Trier, um über Gott, den Papst und die Welt zu reden. Und über die Rolle der Frau in der katholischen Kirche. Das könnte spannend werden. Allerdings wollen die in Trier versammelten 66 Bischöfe und Weihbischöfe Reizthemen wie das Weiheamt für Frauen ausklammern. Statt dessen soll über Frauen in kirchlichen Führungspositionen diskutiert werden und um deren Stellung im Ehrenamt.

Geht es nach Stephan Ackermann, verabschiedet die Vollversammlung am Ende der Diskussion eine Art Selbstverpflichtung, Frauen künftig stärker zu fördern. „Mehr Frauen in Führungspositionen“ lautet auch eine Forderung des Katholischen Deutschen Frauenbunds im Bistum Trier. „Und Frauen sollten endlich zum Diakonat zugelassen werden“, sagt KDFB-Diözesanvorsitzende Beate Born. Neben fünf weiteren engagierten Katholikinnen aus dem Bistum hat die Eifelerin eine Art Wunschzettel an die versammelten Bischöfe formuliert. Darin steht, was die Frauen von den hochrangigen Klerikern erwarten.

Die ehemalige Generaloberin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen, Schwester Basina, bringt es auf den Punkt: „Dass wir endlich auch Aufgaben übernehmen können, die uns bislang aufgrund unseres Geschlechtes versagt sind.“


http://www.volksfreund.de/nachrichten/welt/bischofskonferenz/Vollversammlung-der-Bischofskonferenz-Engagierte-Katholikinnen-fordern-Stoppt-die-Ungleichbehandlung;art395011,3439547

Was sich Katholikinnen von ihren Bischöfen wünschen
Volksfreund-Umfrage unter Frauen aus dem Bistum Trier, die sich in der Kirche engagieren

Schwester M. Basina Kloos, Vorstandsvorsitzende der Marienhaus Stiftung

Die Bischöfe müssen Zeichen setzen! Die katholische Kirche in Deutschland hat in den letzten Wochen und Monaten nicht gerade positive Schlagzeilen gemacht. Der Missbrauchsskandal und seine Aufarbeitung und zuletzt die Abweisung eines mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers durch zwei katholische Krankenhäuser und die sich daran anschließende Diskussion um die „Pille danach“ haben dem Ansehen und der Glaubwürdigkeit unserer Kirche schweren Schaden zugefügt. Ich hoffe, dass die deutschen Bischöfe bei ihrer Vollversammlung in Trier deutliche Zeichen setzen, dass wir an der Seite der Menschen stehen und niemanden, der in Not gerät, alleine und im Stich lassen. Dafür ist es in meinen Augen dringender denn je notwendig, dass Frauen in der Kirche stärker in die Verantwortung miteinbezogen werden und sie, ohne die Gemeindeleben heute vielerorts undenkbar wäre, endlich auch Aufgaben übernehmen können, die ihnen bisher aufgrund ihres Geschlechtes versagt sind.

Beate Born, Diözesanvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes im Bistum Trier

Frauen zum Diakonat zulassen! Ich wünsche mir eine partnerschaftliche Kirche, in der Männer und Frauen mit ihren Kompetenzen und Lebenswirklichkeiten gleichrangig beteiligt werden. Der Katholische Deutsche Frauenbund hat dies vor zwei Jahren in einem Positionspapier bekräftigt und die Forderungen nach mehr Frauen in Führungs- positionen und dem Diakonat der Frau in den laufenden Dialogprozess offensiv eingebracht.Jedes Jahr mahnen wir am „Tag der Diakonin“ die drängende Frage nach der Zulassung zum Diakonat der Frau an. Wir Frauen sind aktive Mitgestalterinnen kirchlichen Lebens und prägen die diakonische Gestalt von Kirche. Dies muss endlich nicht nur wahrgenommen, sondern auch anerkannt werden; durch eine gleichberechtigte Teilhabe, ein konstruktives Miteinander von Männern und Frauen, Priestern und Laien und durch die Zulassung von Frauen zu Diakoninnen.

Ilse Diewald, Diözesanvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft KFD

Die Bischöfe müssen ihr Versprechen einlösen! Ich erwarte, dass alle Bischöfe sich für eine Personalentwicklung in den Diözesen starkmachen, die Frauen in unserer Kirche auf allen Ebenen an Leitungsentscheidungen beteiligt.Ich fordere die Bischöfe auf, ihr Wort von 1981 einzulösen, dass Kirche ein „Modell für das partnerschaftliche Miteinander von Männern und Frauen“ sei. Bis heute ist dies gegenüber ehren- und hauptamtlichen Frauen nur selten zu erkennen.Ich erwarte, dass Kirche mit einer befreienden, zukunftsfähigen Sexualethik auf die Fragen der Menschen heute zeitgemäß eingeht. Jeder Bischof und jedes Bistum sind gefordert, sich der durch sexualisierte Gewalt von Priestern entstandenen Schuld zu stellen und Opfern alle erdenkliche Hilfe zu gewähren. Ich wünsche, dass – im Sinne des Votums der Würzburger Synode von 1975 an den Papst – Frauen ihre Berufung zur Diakonin leben können und ihr diakonisches Handeln sakramentale Bestärkung erfährt.

Angelika Fromm, Sprecherin der Aktion Lila Stola in der KirchenVolksBewegung

Bischöfe, redet endlich mit den Frauen! Kirche von heute verlangt eine veränderte Ämterstruktur, um glaubwürdig zu sein. Wesentlich gehört dazu ein partnerschaftliches Miteinander von Männern und Frauen, so wie es die Deutsche Bischofskonferenz in ihrem Schreiben von 1981 bereits versprochen hatte. Nach den Erkenntnissen der historisch-kritischen, feministischen Wissenschaften ist Frauenordination möglich; die Heilsfunktion Christi beruht nicht auf seinem Mannsein, sondern auf seiner Menschwerdung. Ein erster wichtiger Schritt ist die Einführung des Diakonats der Frau, für das sich weltweit jahrzehntelang kirchliche Gremien ausgesprochen haben. Viele KatholikInnen wünschen sich Seelsorgerinnen, so wie es dem biblischen Auftrag entspricht und wie es in der Praxis gelebt wurde und wird. Die weibliche Seite Gottes muss auch in der römisch-katholischen Kirche selbstverständlich sein. Bischöfe, redet mit den Frauen und nicht nur über sie! Wir sind zur Mitarbeit an den Reformen bereit, und vergesst nicht, ohne uns Frauen gäbe es kein weltweites Christentum!

Monika Groß, Diözesanvorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen (SKF)

Nicht resignieren und nicht aufgeben! Die meisten Frauen in der katholischen Kirche wollen nicht irgendwelchen Emanzipationsparolen zum Durchbruch verhelfen, sie wollen vielmehr Frauen gleichwertige Würde, Beteiligung und Verantwortung zukommen lassen. Es geht um die volle Gleichberechtigung aller Christen (Männer wie Frauen), denn das Zweite Vatikanische Konzil hat ausdrücklich betont, dass alle „das Volk Gottes“ sind. Die Gleichberechtigung und Gleichbehandlung müssen sich ausdrücken im Zugang zur Verkündigung der Frohen Botschaft und zur Liturgie in der Gemeinde – also zu allen Ämtern in der Kirche. Christen sollen bei der Erneuerung der Kirche nicht resignieren und nicht aufgeben. Es hat keinen Sinn, dass man sich von der Kirche verabschiedet. Gerade in der heutigen Situation kommt es darauf an, sich aktiv zu beteiligen und einen langen Atem zu bewahren. Mir bleibt die Hoffnung auf eine Kirche, die wieder mehr aus dem Evangelium Jesu Christi lebt und handelt.

Jutta Lehnert, Geistliche Leiterin der Katholischen Studierenden Jugend KSJ im Bistum Trier

Weiterkämpfen und viel beten! Die Diskriminierung von Frauen in der Kirche ist ein struktureller Verrat an der Gottebenbildlichkeit von Mann und Frau und am befreienden Ursprung der Jesusbewegung. Tendenzen dazu lassen sich schon in einzelnen späten Schriften des Neuen Testaments entdecken, auch wenn die geschichtliche Entwicklung der institutionellen Kirche nicht zwangsläufig war. Theologisch ist die Ungleichbehandlung nicht zu begründen; im Gegenteil. In offenen und modernen Gesellschaften tritt der Widerspruch deutlicher und schmerzlicher zutage. Der Mangel an Einfühlungsvermögen in Opfer (von Gewalt oder sexuellem Missbrauch) ist historisch gewachsen und bis in die Tiefenstrukturen der institutionellen Kirche vorgedrungen. Ohne eine Gleichberechtigung der Frauen bleibt die Kirche auf einem Auge blind, auf einem Bein lahm und arbeitet nur mit halbem Herzen.Was bleibt zu tun? Freiräume retten, weiterkämpfen und viel beten.

http://www.volksfreund.de/nachrichten/welt/bischofskonferenz/Vollversammlung-der-Bischofskonferenz-Was-sich-Katholikinnen-von-ihren-Bischoefen-wuenschen;art395011,3439931

Zuletzt geändert am 20­.02.2013