März 2013 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

Christenverfolgung – Eine Aufgabe für die Glaubenkongregation!

Bis zur Ankündigung des Papsterücktritts tobte in Deutschland die Diskussion um die Verweigerung der Pille danach in katholischen Krankenhäusern im Falle von Vergewaltigungen und um die vom Präfekten der Glaubenskongregation Müller festgestellte Pogromstimmung gegenüber Katholiken in Europa und Nordamerika. Die Pille danach ist immer noch Thema, da ist aktueller Handlungsbedarf, aber die Christenverfolgung ist wieder vom Tisch. Sie wurde als schlichtweg falsch und die Äußerung als völlig verfehlt und die in Deutschland wütenden Pogrome gegen die Juden verharmlosend erkannt. Für mich ist das Thema jedoch nicht beendet. Müller verharmloste mit dieser Äußerung nicht nur den die Judenverfolgung sonder er verharmloste damit insbesondere die Christenverfolgung, die tatsächlich in vielen Ländern stattfindet.

Auf der Seite www.opendoors.de/verfolgung werden 50 Länder aufgelistet, in denen die meisten und heftigsten Repressionen gegen Christinnen und Christen unterschiedlicher Konfessionen stattfinden. Das geht vom Ausschluss aus öffentlichen Ämtern über Verstoßen aus der Gemeinschaft , Verlust des Arbeitsplatzes, bis zu Inhaftierung, Folter und Mord. Die Verfolgung ist sowohl politisch motiviert, z.B. in Nord-Korea, die Verehrung des Präsidenten ist zur Staatsreligion erhoben, in China, Kasachstan, aus Angst vor islamischem Extremismus wird die Religionsfreiheit ganz grundsätzlich stark eingeschränkt, oder in den meisten Fällen ist sie religiös-extremistisch begründet und wird durch marodierende oder paramiltitärische Fundamentalisten – zum Teil islamistisch, zum Teil durch andere christliche Konfessionen - ausgeübt. Neben allen innerkirchlichen Themen kommt damit auf den zukünftigen Papst und auf die gesamte römisch-katholische Kirche eine wirklich große und schwere Aufgabe zu.

Wenn in Mitteleuropa und Nordamerika der Kirche ein etwas heftigerer Wind entgegen bläst, dann liegt es nicht daran, dass sie abgelehnt wird, sondern dass der ganze Staub ordentlich weggepustet werden muss. Anstatt ständig die Feinde in den eigenen Reihen zu suchen und angebliche Verfolger zu kriminalisieren sollte die Glaubenskongregation Wege suchen, wie sie Menschen, die wegen ihres Glaubens in tatsächlichen existenziellen Gefahren und Nöten leben unterstützen und bewahren kann. Das wäre eine echte Bewährungsprobe für dieses Amt und, sollte Müller nach der Papstwahl dieses wieder bekleiden, auch für ihn.

Sigrid Grabmeier
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 10­.03.2013