10.6.2013 - Kirche In

„Die heilige Weihe empfängt gültig nur ein getaufter Mann.“

von Sigrid Grabmeier

Dies ist die kirchenrechtliche Reglung, die darauf basiert, dass Jesus nur zwölf Männer zu Aposteln berufen hat und es daher angeblich der Kirche nicht gegeben sei, Frauen zu ordinieren. Aus Neufahrn/Niederbayern machte jüngst die Meldung in den Medien die Runde, dass der dortige evangelische Pfarrer sich einer Geschlechtsangleichung unterziehen will. Dies hatte er nach dem Sonntagsgottesdienst seiner Gemeinde nach einem langen Weg der Bewusstwerdung und der Unsicherheit mitgeteilt. Er will seinen Beruf weiter als Pfarrerin ausüben und hat die volle Unterstützung seines Dekans und der Landeskirche.

Was würde passieren, wenn das gleiche von einem katholischen Priester umgesetzt werden würde? Hat er bzw. sie die Weihe überhaupt „gültig“ empfangen? Ist, wenn ja, die Weihe dann immer noch gültig? Oder kommt kirchenrechtlich, wenn eine notwendige Voraussetzung wegoperiert ist, dann die Weihe auch abhanden? Würde damit das unauslöschliche Prägemal mit dem Skalpell ausgelöscht? Ich mache mich schlau: die Glaubenskongregation hat schon 2002 eine Stellungnahme dazu abgegeben.

„Ein Kleriker, der sich freiwillig einem chirurgischen Eingriff zur Geschlechtsumwandlung unterzieht, wird dadurch irregulär; die diesbezüglichen Bestimmungen finden sich in can. 1041 CIC n.3 (Irregularität der versuchten Eheschließung) und in can.1041 n.5 CIC (Irregularität der Selbstverstümmelung) ...„

Ich finde, diese Begründung trifft es nicht. Aus der Psychologie wissen wir, dass eine Geschlechtsangleichung keine Selbstverstümmelung darstellt sondern vielmehr die Befreiung einer Seele aus dem Körper des fremden Geschlechts. Wenn also eine in einem männlichen Körper gefangene Frau zum Priester ordiniert wurde, dann hat sie nach römischer Logik eigentlich schon zu Unrecht die Weihe empfangen.

Hier zeigt sich wieder die Absurdität der dogmatischen Grundannahme des nur männlichen Priestertums. Heute gibt es mehr als 12 Bischöfe als Apostelnachfolger. Sie sind nicht mehr verheiratet wie z.B. Petrus und auch keine jüdischen Fischer. Wie lange wird also die letzte verbliebene Eigenschaft der von Jesus Erwählten noch Bestand haben können? Solange es dabei bleiben wird, drängt sich mir eine weitere Frage auf: Auch beim letzten Abendmahl teilte Jesus das Brot und den Wein nur mit Männern. Welche Inkonsequenz seit Jahrhunderten, dass auch Frauen zur Kommunion zugelassen werden!

Zuletzt geändert am 15­.06.2013