14.3.2013 - FRankfurter Allgemeine Zeitung

„Er wird uns alle noch überraschen“

Die Wahl von Papst Franziskus ist überall auf der Welt mit großem Jubel aufgenommen worden - und hat ebenso große Erwartungen geweckt. Besonders die Protestanten in Deutschland hoffen auf eine Verbesserung der Ökumene und einen Papst, der sich einmischt.

Die überraschende Wahl des Argentiniers Jorge Borgoglio zu Papst Franziskus hat bei den Gläubigen in Deutschland und auf der ganzen Welt Hoffnungen auf Veränderungen in der katholischen Kirche geweckt. Die deutsche Reformbewegung „Wir sind Kirche“ wünscht sich einen „Wendepunkt zum Guten“. Nach Einschätzung des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, setzt die Namenswahl des neuen Pontifex ein Zeichen: „Franziskus - das steht für die Kirche der Armen, nicht für die Kirche des Pomps.“

Die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt, die in der evangelischen Kirche engagiert ist, sagte, als Anwalt der Schwachen sei Bergoglio ein sehr politischer Mensch. Die Spitzenkandidatin der Grünen für die Bundestagswahl knüpft an die Wahl die Hoffnung, dass sich die katholische Kirche den großen sozialen und ökologischen Problemen zuwendet. Göring-Eckardt, die auch Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland ist, warnte am Donnerstag im Deutschlandfunk aber davor, zu viel Hoffnung an einen einzigen Menschen zu knüpfen. Auch sei der neue Papst trotz seiner Sensibilität für die Probleme der Armen kein Vertreter der aus Südamerika kommenden Theologie der Befreiung.

Göring-Eckhardt hofft auf „Gespräche auf Augenhöhe“

Im Verhältnis zwischen Katholiken und Protestanten erhofft sich Göring-Eckardt, die ihre kirchlichen Ämter für die Zeit des Wahlkampfs ruhen lässt, Gespräche auf Augenhöhe. Bei den großen Problemen sei gemeinsames Handeln notwendig. Zugleich müssten sich die beiden Kirchen in ihrer Verschiedenheit akzeptieren. „Ich freue mich mit den Christen in Lateinamerika“ „Ich freue mich mit den Christen in Lateinamerika“

„Wir sind Kirche“-Sprecher Christian Weisner sagte dem Radiosender SWR2, Bergoglio bekenne „sich sehr zur Gerechtigkeit und den Armen“. Dass sich die Kardinäle für einen Südamerikaner entschieden hätten zeige, „dass man jemand haben wollte, der von außen nach Rom kommt“ und nicht aus dem „Hofstaatsgebilde“ des Vatikans. Meisner: „Er wird uns noch alle überraschen“

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner äußerte sich nach der Papstwahl überrascht vom Verlauf des Konklaves. Er habe den neuen Pontifex nur aus wenigen Begegnungen gekannt, sagte Meisner am späten Mittwochabend in Rom. Er habe vor dem Konklave an ganze andere Kandidaten gedacht, sich aber sehr über die Wahl des Argentiniers gefreut. Franziskus sei ein gebildeter Mann, sagte Meisner: „Er wird uns noch alle überraschen.“

http://www.faz.net/aktuell/politik/die-wahl-des-papstes/reaktionen-auf-papstwahl-er-wird-uns-alle-noch-ueberraschen-12114559.html

Zuletzt geändert am 01­.07.2013