1.10.2013 - Deutschlandradio

Acht Kardinäle für Franziskus

Kardinalsrat zur Kurienreform nimmt Arbeit auf

Im Vatikan kommt erstmals die neue Gruppe von acht Kardinälen zusammen, die den Papst bei der Kirchenleitung und der Kurienreform beraten soll. Die Erwartungen sind hoch - und wurden von Franziskus noch einmal befeuert.

Unmittelbar vor der ersten Sitzung der Kardinalskommission zur Kurienreform bekräftige der Papst seinen Willen zur Erneuerung von Kirche und Vatikan. In der italienischen Zeitung "La Repubblica" sagte er, der Kurienapparat kümmere sich um die Vatikan-Interessen, und die seien immer noch "zu einem großen Teil" weltliche Interessen. Das katholische Kirchenoberhaupt hatte sich erst jüngst in einem aufsehenerregenden Interview zur Lage der Kirche und Reformthemen geäußert. Hier forderte er größere Mitspracherechte für Frauen, deutete aber zugleich an, dass dies nicht autom

atisch einen Zugang zu Weiheämtern bedeute.

Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" hofft, dass der neu einberufenen Kommission ein Mentalitätswechsel im Vatikan folgt. Überholte Strukturen müssten abgebaut werden, mahnt im Deutschlandradio Kultur der Sprecher der Organisation Christian Weisner. Die Gläubigen, die in der Vergangenheit "immer nur Verbote aus Rom gehört haben", müssten nun lernen, "dass Kirche überall vor Ort stattfindet".

Die katholische Kirche steht laut Weisner "am Anfang eines Epochenwechsels". Wichtige Themen wie die Haltung der Kirche zur Homosexualität oder die Stellung der Frau in der Kirche müssten nun Stück für Stück in Angriff genommen werden.


Kardinäle entscheiden nicht selber

Die Reformkommission wurde vom Papst beauftragt, ihm persönlich Vorschläge für die römische Kurie und die katholische Kirche vorzulegen. Ihr Treffen soll drei Tage dauern, weitere Zusammenkünfte in der nächsten Zeit sind geplant.

Papst Franziskus hat den Rat für die Kurienreform am 13. April ins Leben gerufen. Durch die acht Mitglieder - hauptsächlich Leiter großer Erzdiözesen - sind alle Kontinente vertreten. Einziger Repräsentant der römischen Kurie ist der Regierungschef des Vatikanstaats, Kardinal Giuseppe Bertello; einziger Vertreter der europäischen Bischofskonferenzen ist der Münchner Kardinal Reinhard Marx.

Der Rat soll eine Dauereinrichtung werden: Laut einem am Montag veröffentlichten päpstlichen Schreiben sollen die derzeit acht Kardinäle das katholische Oberhaupt künftig ständig bei der Kirchenleitung unterstützen. Franziskus behält sich vor, den Rat um weitere Kardinäle zu erweitern und nur einzelne oder alle Mitglieder von Fall zu Fall einzuberufen.

In den Schreiben heißt es weiter, es gehe ihm um die Leitung der Weltkirche und eine Revision der Struktur und Funktionsweise der Kurie. Selber Entscheidungen für die Kirche treffen können die Kardinäle allerdings nicht. Auch ist eine Veröffentlichung von Arbeitspapieren, Protokollen oder Beschlüssen nicht geplant.

http://www.dradio.de/aktuell/2270992/

Zuletzt geändert am 17­.10.2013