2.9.2013 - BLICK vom Fernsehturm (Stuttgart)

Verein muss mit Filmschau in Café umziehen

Das Haus der katholischen Kirche sagt die Aufführung eines Filmes über Priesterinnen ab. Von Judith A. Sägesser und Jennifer Garic

Storniert,wurde dem Verein „Wir sind Kirche“ mitgeteilt. Der Film „Pink Smoke over the Vatican“ (Rosa Rauch über dem Vatikan) tourt gerade durch Deutschland und die Schweiz. Jules Hart hat die Reformbewegung von Frauen in der katholischen Kirche dokumentiert, die sich zum Priesteramt berufen fühlen, wegen ihres Geschlechts aber von derWeihe ausgeschlossen sind. Auch imHaus der katholischenKirche sollte der Film gezeigt werden. Doch dieHausleitung sagte die Aufführung ab. Eine Stellungnahme gibt es nicht.

Der Auslöser der Absage ist offenbar ein Filmplakat, das ohne Genehmigung in der St.-Eberhards-Kirche aufgehängtwurde, vermutet IdaRaming, die selbst im Film vorkommt und Vereinsmitglied ist. „Das Haus der katholischen Kirche hat der Vorstellung wohl zugesagt, ohne den Inhalt des Films zu kennen.“ Als das Plakat bemerkt wurde, habe man wohl die Reißleine gezogen, um nicht der kirchlichen Lehre zuwidersprechen.

Nun springt das Café Künstlerbund ein. Dorthinwird die erste von zweiAufführungen verlegt.Café undKirchenhaus sind nur 100 Meter voneinander entfernt. Aber damit sicher alle zum neuen Ort finden, organisiert der Verein dennoch einen gemeinsamen Gang dorthin. „Wir warten auf die Besucher am Haus der Katholischen Kirche und laufen gemeinsamhinüber.“

Im Anschluss an die Vorführung laden JulesHart undRoyBourgeois die Zuschauer zu einerDiskussion ein.Diese verspricht interessant zu werden, schon allein wegen Bourgeois’ Biografie. Wegen seiner Kritik an der von Männern dominierten katholischenKirchewurde der Pater exkommuniziert und hat sein Priesteramt verloren. Wegen gewaltloser Proteste gegen dieMilitärgewalt in Lateinamerika musste er für mehr als vier Jahre in Haft. Im Jahr 2005 erhielt er den Aachener Friedenspreis.

ImDokumentarfilmvon JulesHart sagt der aufmüpfige Pater: „Wie können wir Männer den Frauen sagen: Unsere Berufung ist echt, eure nicht?“ Ida Raming zitiert den Satz gern, er spricht der 81-Jährigen aus dem Asemwald aus der Seele. Sie ist beeindruckt von Bourgeois. „Er gibt überhaupt nicht auf“, sagt sie. Wie sie. „Das Thema ist meine Lebensaufgabe“, sagt Raming. Auch sie kommt in der Dokumentation vor. Denn Raming ist das, was es eigentlich gar nicht gibt: eine katholische Priesterin. Zusammen mit sechs anderen Frauen ist sie 2002 auf einemDonauschiff illegal geweiht worden. Das Filmmaterial von diesem Ereignis hat JulesHart ebenfalls verarbeitet.

DieDokumentationvonJulesHart ist in englischer Sprache produziert, hat aber deutsche Untertitel. Für den gedanklichen Austausch nach der Filmvorführung ist ein Übersetzer engagiert. An einem Abend, an dem es um Barrieren in der katholischen Kirche geht, soll es zumindest keine sprachlichen geben.

Termin Der Film„Pink Smoke over theVatican“ istDienstag, 3. September, 16Uhr, im Café Künstlerbund, amSchlossplatz 2, zu sehen. Um19.30Uhr beginnt eine zweiteAufführung imevangelischenGemeindehaus im Asemwald.Der Eintritt kostet fünf Euro.

// Weitere Infos gibt es imInternet unter www.pink-smoke-tour.de

Zuletzt geändert am 07­.10.2013