11.10.2013 - Badiscche Zeitung

Zollitsch sieht Kommunikationspanne

Verwirrung in der Erzdiözese Freiburg: Die am Montag herausgegebene Fassung der Handreichung für den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen ist offenbar zu früh veröffentlicht worden.

Dies hat das Erzbistum Freiburg am Donnerstag in einer Pressemitteilung erklärt. Das Papier, das unter anderem vorsieht, dass wiederverheiratete Geschiedene unter bestimmten Bedingungen Zugang zu den Sakramenten erhalten, hatte in den Tagen zuvor weltweit Aufsehen erregt.

Vergangenen Montag hatten zahlreiche Medien im In- und Ausland über das Papier mit dem Namen "Handreichung für die Seelsorge zum Begleiten von Menschen in Trennung, Scheidung und nach ziviler Wiederheirat" berichtet. Demnach gesteht das Erzbistum Freiburg auch geschiedenen Menschen in zweiter Ehe unter bestimmten Voraussetzungen zu, Sakramente wie das der Taufe, der Eucharistie, der Firmung oder des kirchlichen Begräbnisses zu empfangen. Dies war innerhalb der katholischen Kirche bisher mit Verweis auf das Kirchenrecht in dieser Form nicht möglich.

Laut Medienberichten sei das Papier zudem vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und Apostolischen Administrator des Erzbistums Freiburg, Erzbischof Robert Zollitsch, autorisiert gewesen. Organisationen wie die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" begrüßten die Handreichung als einen zukunftsweisenden Schritt. Aus konservativen Kirchenkreisen erntete der Vorstoß hingegen Kritik.

Wie nun am Donnerstag bekannt wurde, ist die Handreichung ohne das Wissen von Erzbischof Zollitsch veröffentlicht worden. Die Veröffentlichung sei ursprünglich zu einem späteren Zeitpunkt geplant gewesen. Der Text sei als vorläufiger Impuls für die Debatte der Bischofskonferenz gedacht. Er sei zwischenzeitlich allen Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz zugeschickt worden und läge seit Anfang Oktober auch allen Seelsorgern in der Erzdiözese vor.

Zudem erklärte Zollitsch bei einer Pressekonferenz in Berlin, dass er den Entwurf gekannt habe; allerdings sei dieser immer noch in Bearbeitung gewesen. Die Handreichung sei durch ein Interview eines scheidenden Mitarbeiters des Seelsorgeamts in der Bistumszeitung bekannt geworden. Der Entwurf gehe aber "in die richtige Richtung". Kritik übte Zollitsch an der Medienberichterstattung. Diese hätte das Thema meist "zugespitzt, undifferenziert und vereinfachend" dargestellt, was diesem sensiblen Thema nicht dienlich gewesen sei.

Zollitsch kündigte an, kommende Woche in Rom mit Papst Franziskus über die Frage des Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen zu sprechen. Er sei gespannt, was das Kirchenoberhaupt dazu sagen werde. Allerdings hat der Vatikan bisher skeptisch auf das Freiburger Papier reagiert und sich gegen regionale Sonderwege ausgesprochen. Die Handreichung wird nach den Worten Zollitschs nun in eine Arbeitsgruppe der Bischofskonferenz einfließen, die im Januar 2014 einen entsprechenden Bericht vorlegen wolle.

Für das Erzbistum Freiburg verändert sich durch die zu frühe Veröffentlichung vorerst nichts. Ein Sprecher der Erzdiözese erklärte der Badischen Zeitung, dass die Handreichung nach wie vor gelte.

http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/deutschland/zollitsch-sieht-kommunikationspanne--76049056.html

Zuletzt geändert am 11­.10.2013