25.12.2013 - Deutsche Welle

Ein Unnachgiebiger wird 80

Kaum ein Geistlicher in Deutschland hat die Gemüter so erhitzt, wie der konservative Kölner Kardinal Meisner. Seit mehr als 25 Jahren ist er im Amt. Jetzt feiert er Geburtstag - wahrscheinlich der letzte als Erzbischof. Kardinal Joachim Meisner in Köln.

Meinungsstark und hoch umstritten - der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner wird am Mittwoch (25.12.2013) 80 Jahre alt. Seine rund 25-jährige Amtszeit könnte damit bald dem Ende zugehen, denn Meisner hat seine Emeritierung durch Papst Franziskus erbeten. Bis Februar, so rechnet das Oberhaupt von Deutschlands größtem Bistum, bleibt er vermutlich noch im Amt. Kritiker meinen, dass sein Abschied auch aus anderen Gründen überfällig geworden ist - er passe nicht mehr so recht in die Zeit des eher liberalen Papst Franziskus. So mutmaßt Ulrich Harbecke von der Laieninitiave "Wir sind Kirche": "Er ist jetzt heimatlos geworden, fremdelt sehr und freut sich vermutlich auf die Zeit danach."

Manch einer dürfte diesen Ruhestand herbeigesehnt haben: Der konservative Meisner gilt als Mensch, der seine Meinung stets ungefiltert kund getan hat und dabei auf viel Ablehnung gestoßen ist. Andere schätzten ihn für seine klaren Worte, als freundlichen und jovialen Menschen. "Ich bin nicht da, um eine gute Figur zu machen oder um eine gute Presse zu haben", sagte Meisner einmal. Für sein Bistum war seine bisweilen unnachgiebige Haltung Herausforderung und Verlässlichkeit zugleich: "Er ist sich immer treu geblieben", sagt Hannelore Bartscherer vom Katholikenausschuss Köln der DW.

Schwieriger Start

Schon früh kam Meisner, der 1933 in Breslau geboren wurde, mit dem Glauben in Berührung. Nach der Flucht 1945 wuchs er mit seinen drei Brüdern im thüringischen Körner auf, studierte nach einer Banklehre Philosophie und Theologie in Erfurt und promovierte an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Nach der Priesterweihe 1962 in Erfurt, wurde Meisner Weihbischof in Erfurt-Meiningen, später Bischof in Berlin.

1989 wechselte er als Kölner Erzbischof an den Rhein. Sein Start war nicht einfach: Das traditionell liberale Kölner Domkapitel wollte ihn zunächst nicht und schlug ihn schließlich nur mit sechs Stimmen bei zehn Enthaltungen vor. "Er war aber der Mann, den das damalige Rom unbedingt in Köln wollte", erklärt der Kölner Historiker Rudolf Lill im DW-Interview. Er vermutet, dass Meisner den konservativen Kurs von Papst Johannes Paul II. stützen sollte, der sich teilweise vom Zweiten Vatikanischen Konzil von 1962 weg bewegte.

Mit dem polnischen Papst verband ihn ein enges Verhältnis, mit ihm teilte er die gemeinsame Kommunismuserfahrung. "Meisner ist in Deutschland der getreueste und konsequenteste Erfüller und Ausführer dessen, was Johannes Paul II und sein Nachfolger Benedikt XVI gesagt und gelehrt haben", sagt Historiker Lill.

Konservativ und umstritten

Seine Zeit am Rhein war nicht spannungsfrei, denn aus seiner konservativen Haltung machte Meisner keinen Hehl. Besonders mit seinen Ansichten zur Homosexualität und Ehe, mit seiner Ablehnung von Abtreibungen und kirchlicher Schwangerschaftskonfliktberatung sorgte er für heftige Debatten. "In den Beratungsstellen wurden pro Jahr etwa 5000 Kinder gerettet, aber das war dann nicht mehr möglich", kritisiert Ulrich Harbecke von der Initiative "Wir sind Kirche". Auch in Ökumene-Fragen vertritt Meisner eine harte Haltung. Seine lange Unterstützung des Limburger Bischofs Tebartz-van Elst, der mit teuren Neubauten in seinem Bistum in die Negativschlagzeilen geraten ist, stieß vielfach auf Unverständnis.

Erst vor wenigen Tagen übten einige führende Katholiken aus Köln deshalb erneut heftige Kritik an dem Kardinal. In einer Denkschrift wurde Meisners Führung und theologische Ausrichtung beanstandet.

Ruhestand in Köln

Trotz aller Kritik: Meisner will auch nach seiner Emeritierung am Rhein bleiben. Selbst mit dem bunten Kölner Karnevalstreiben hat sich Meisner angefreundet, wie er dem Domradio verriet:"Ich würde nie von mir aus zu einer Karnevalsveranstaltung hingehen, aber wenn ich eingeladen werde, gefällt es mir sehr gut."

Künftig will er sich vor allem der Seelsorge von Ruhestandspriestern und Ordensschwestern widmen. Auch den Umgang mit dem Computer möchte er lernen. Auf einen Hund wird er aus gesundheitlichen Gründen wohl verzichten müssen - obwohl er gerne einen Golden Retriever hätte, wie er neulich verriet.

http://www.dw.de/ein-unnachgiebiger-wird-80/a-17322249

Zuletzt geändert am 04­.01.2014