26.1.2014 - Spiegel.de

Umfrage im Auftrag des Vatikan: Katholiken ignorieren Sexualmoral der Kirche

Katholiken fordern Bischöfe nach Umfrage zu Transparenz auf

Die Katholiken in Deutschland leben nicht nach der Lehre ihrer Kirche. Das ist nach SPIEGEL-Informationen das Teilergebnis einer Umfrage, die der Vatikan in Auftrag gegeben hat. Laien-Vertreter appellieren an die Bischöfe, alle Zahlen offenzulegen.

Hamburg - Der Vatikan hat eine Umfrage zum Themenkomplex Familie und Sexualmoral durchführen lassen. Nun liegen Ergebnisse vor - nur was soll mit ihnen geschehen? Laien-Vertreter verlangen Transparenz von den deutschen Bischöfen. "Wir fordern die Bischöfe auf, die Ergebnisse der Umfrage ungeschminkt und ungeschönt nach Rom zu geben, aber auch in Deutschland zu veröffentlichen", sagt der Bundesvorsitzende der Basis-Bewegung "Wir sind Kirche", Christian Weisner, dem SPIEGEL - "so schwer es den Bischöfen auch fallen mag".(Lesen Sie die ganze Geschichte hier im neuen SPIEGEL.)

Der Fragebogen war Mitte Oktober vom Generalsekretariat der Bischofssynode in Rom an alle nationalen Bischofskonferenzen verschickt worden. Die Erzdiözese Köln hat im Dezember erste Ergebnisse aus ihrem Bereich veröffentlicht, die stark kirchenkritisch geprägt waren.

Der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, Dirk Tänzler, mahnt die Bischöfe jetzt ebenfalls, "die Ergebnisse, die sie nach Rom weitergeben, transparent zu machen". Laut Alois Glück, dem Chef des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, hat die Umfrage eine starke Diskrepanz zwischen Lehramt und Wirklichkeit ergeben. "Die Umfrage hat eine Dynamik ausgelöst, die nicht mehr zu stoppen ist", sagt die Präsidentin des Familienbundes der Katholiken, Elisabeth Bußmann.

Am Montag treffen sich die katholischen Bischöfe zu einer zweitägigen Versammlung in Würzburg, wo sie die Antworten von Gläubigen aus allen 27 deutschen Diözesen zusammentragen und auswerten wollen. Bis Freitag müssen sie ihre Erkenntnisse im Vatikan vorlegen.

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte im Vorfeld angekündigt, Fragen etwa zu Verhütung und Homosexualität selbst zu beantworten. Vom Familienbund der Katholiken in Bayern erhobene Daten haben allerdings gezeigt, dass 69 Prozent der Gläubigen nicht nach der Lehre der Kirche leben und 86 Prozent künstliche Empfängnisverhütung nicht für eine Sünde halten - obwohl sie vom Papst verboten ist.

Der Bund der Katholischen Jugend fand heraus, dass die kirchliche Sexualmoral für neun von zehn katholischen Jugendlichen keine Rolle spielt.

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/katholiken-fordern-bischoefe-nach-umfrage-zu-transparenz-auf-a-945573.html

Zuletzt geändert am 26­.01.2014