26.3.2014 - fr-online.de

Erleichterung über Abschied von Tebartz

Von Marie-Sophie Adeoso

Gläubige und Kirchenmitarbeiter begrüßen den Rücktritt des Limburger Bischofs Tebartz-van Elst. Was erwarten sie von seinem Nachfolger?

Die Katholiken im Bistum Limburg haben den Rücktritt von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst mit spürbarer Erleichterung aufgenommen. „Das ist eine gute Entscheidung“, sagte der Direktor des Hauses am Dom in Frankfurt, Joachim Valentin. Ob des zerstörten Vertrauens zwischen Bischof und Diözese sei ein Miteinander von leitenden Verantwortlichen und Kirchenvolk nicht mehr möglich gewesen. Es sei „nun nötig, die Finanzen rückhaltlos aufzuklären und genau hinzuschauen, wo Menschen verletzt wurden“, sagte Valentin. Mit Weihbischof Manfred Grothe habe Papst Franziskus einen Mann zum Apostolischen Administrator ernannt, der die Lage im Bistum sehr genau kenne. „Es ist schon viel getan, wenn das Bistum wieder professionell geleitet wird.“

Reinhold Kalteier, bis zum Rücktritt des Bischofs Vorsitzender des Priesterrats im Bistum Limburg, zeigte sich „froh, dass die Zeit des Wartens endlich vorbei ist“, und lobte die „salomonische“ Art und Weise, auf die der Papst den Amtsverzicht Tebartz-van Elsts erreicht habe. Es sei „unerträglich“ gewesen, die Unsicherheit auszuhalten, ob dieser ins Bistum zurückkehren werde. Neben einer großen Gruppe, die seine Rückkehr ablehnte, habe es im Bistum auch Befürworter gegeben, sagte Kalteier. Es sei wichtig, dass die Gruppen nun wieder miteinander ins Gespräch kämen. „Wir brauchen eine neue Kommunikationskultur im Bistum.“

"Ein Stoßgebet an den Heiligen Geist"

Deutliche Worte fand auch Karl-Josef Schäfer von der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ im Bistum Limburg. „Gott sei Dank! Ich sende ein großes Stoßgebet an den Heiligen Geist, dass er ein Einsehen hatte und die Verantwortlichen zum Einlenken bewegt hat“, sagte Schäfer. „Es ging nicht mehr so weiter. Es ist viel Vertrauen verlorengegangen.“ Die Verantwortlichen im Bistum müssten nun zeigen, dass sie bereit seien, Reformen anzugehen und vorzuleben, was im Evangelium steht. „Der neue Bischof muss jemand sein, der auf die Menschen zugehen kann.“ Er sei optimistisch, dass sich dafür bald jemand finde, sagte Schäfer und lobte neben Administrator Grothe auch die Berufung des Generalvikars Wolfgang Rösch zu Grothes Vertreter.

Der Vorsitzende der Stadtversammlung Frankfurter Katholiken, Christoph Hefter, sagte, es sei gut, dass es nun auch vom Vatikan so gesehen werde, dass ein Neuanfang im Bistum nur mit neuer Spitze möglich sei: „Mir ist wichtig, dass die Hintergründe der Finanzierung transparent geklärt werden“, sagte Hefter im Hinblick auf den Limburger Bauskandal. Zudem sei wichtig, dass im Bistum „ein neuer Stil“ Einzug halte. „Das alte Bild des Bischofs als eines über den Köpfen der Herde schwebenden Entscheiders gehört der Vergangenheit an.“

"Werden künftig genauer hinsehen"

Werner Otto von der St. Bonifatius-Gemeinde in Sachsenhausen und Mitglied im „Hofheimer Kreis“, einem Zusammenschluss kritischer Pfarrer im Bistum, zeigte sich überdies erfreut über die Erklärung des Vatikans, „dass es nicht alleine um die Baukosten für die Bischofsresidenz geht, sondern auch um das Vertrauensverhältnis zwischen Gläubigen, Mitarbeitern und Bistum. Die Menschen werden künftig genauer hinsehen: Wie arbeitet der Bischof?“, sagte Otto. „Wenn der neue Bischof jemand wird, der ein kooperatives und dialogisches Leitungsverständnis pflegt, bin ich zuversichtlich, dass das Bistum auf einem guten Weg ist.“

Der einst von der Bistumsleitung geschasste Ex-Leiter des Frankfurter Hauses der Begegnung, Patrick Dehm, hingegen sagte: „Ein neuer Bischof macht noch keinen Frühling im Bistum.“ Es sei zwar positiv, dass Bischof Tebartz-van Elst vom Papst „zurückgetreten worden“ sei; für einen wirklichen Neubeginn müsse aber „die ganze Führungsriege im Bistum“ wechseln. Zudem müssten Beratungsgremien wieder ernst genommen werden. „Das, was an Demokratie in der katholischen Kirche möglich ist, muss auch gewagt werden.“ Die Kirche dürfe nicht „in der dogmatischen, klerikalen Ecke“ stehenbleiben.

Die evangelische Kirche in Hessen und Nassau wünschte dem Bistum „Gottes Segen für die nun zu treffenden Entscheidungen“. Der Rücktritt des Bischofs sei „außerordentlich wichtig für einen Neuanfang“, teilte Kirchenpräsident Volker Jung mit. Man wolle den Katholiken „ein guter ökumenischer Partner“ sein.

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Zuletzt geändert am 27­.03.2014