26.3.2014 - mittelbayerische.de

Bischof Tebartz-van Elst darf nicht zurück

Der umstrittene Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst kehrt nicht nach Limburg zurück. Voderholzer: Er bleibt ein gern gesehener Gast in Regensburg.

Limburg. Der umstrittene Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst kehrt nicht in sein Amt in Limburg zurück. Das teilte der Vatikan am Mittwoch mit. In der Diözese Limburg sei es zu einer Situation gekommen, „die eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes“ durch Tebartz-van Elst verhindere, heißt es in der Mitteilung. Der Heilige Stuhl habe deshalb den von dem Bischof angebotenen Amtsverzicht angenommen.

Der scheidende Tebartz-van Elst werde zu gegebener Zeit mit einer anderen Aufgabe betraut. Der Vatikan setzte Manfred Grothe als Apostolischen Administrator in Limburg ein. Der Papst bat die Gläubigen und den Klerus des Bistums, „die Entscheidung des Heiligen Stuhls bereitwillig anzunehmen und sich darum zu mühen, in ein Klima der Barmherzigkeit und Versöhnung zurückzufinden.“ Dem Bischof wurde Verschwendung und autoritäre Amtsführung vorgeworfen.

Zudem wurde bekannt, dass sich Tebartz-van Elst nicht mehr in der Benediktinerabtei im niederbayerischen Metten aufhält. Das teilte der dortige Abt Wolfgang M. Hagl am Mittwoch mit. Ende Oktober vergangenen Jahres hatte Tebartz-van Elst Zuflucht in dem Kloster gefunden. Zuvor hatte Papst Franziskus den Bischof beurlaubt. Wann und mit welchem Ziel Tebartz-van Elst abgereist ist, sagte der Abt nicht.

Kurzfristig anberaumtes Briefing im Vatikan

Vatikansprecher Federico Lombardi teilte die Entscheidung in einem kurzfristig anberaumten Briefing im vatikanischen Pressesaal mit, ein auch bei Bischofsrücktritten unüblicher Vorgang. Allerdings verlas Lombardi nur die vorbereitete Mitteilung. Eine weitere Kommentierung sei Sache der Deutschen Bischofskonferenz, sagte er. Der Vorsitzende der Konferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, will sich um 13.00 Uhr in Berlin dazu äußern.

In der Mitteilung heißt es: „Im Hinblick auf die Verwaltung der Diözese Limburg, in Deutschland, hat die Kongregation für die Bischöfe eingehend den Bericht jener Kommission studiert, die nach dem Willen des Bischofs und des Domkapitels eingesetzt wurde, um eingehende Untersuchungen im Hinblick auf die beteiligten Verantwortlichkeiten beim Bau des Diözesanen Zentrums ’St. Nikolaus‘ vorzunehmen.“

Franziskus bittet um Klima der Versöhnung

Papst Franziskus bat „den Klerus und die Gläubigen des Bistums Limburg, die Entscheidung des Heiligen Stuhls bereitwillig anzunehmen und sich darum zu mühen, in ein Klima der Barmherzigkeit und Versöhnung zurückzufinden“.

Tebartz-van Elst war wegen einer falschen eidesstattlichen Aussage zu einem Erste-Klasse-Flug nach Indien, seiner Amtsführung und wegen der Kosten von mindestens 31 Millionen Euro für den Bischofssitz auf dem Limburger Domberg in die Kritik geraten. Seit Ende Oktober hielt er sich auf Weisung des Papstes außerhalb seines Bistums auf.

Seit Anfang März liegt der vatikanischen Bischofskongregation der Prüfbericht einer vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzten Kommission zum Finanzgebaren des Bischofs vor. Der Präfekt der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, war am Samstag turnusgemäß mit Papst Franziskus zusammengetroffen. Hierbei dürfte über den Fall Tebartz-van Elst beraten worden sein. Tebartz selbst soll am Montag in Rom mit Ouellet gesprochen haben.

Marx zeigt sich erleichtert

Der Amtsverzicht des Limburger Bischofs ist am Mittwoch in Kirchenkreisen weithin begrüßt worden. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zeigte sich erleichtert über die Entscheidung. „Es ist gut, dass der Papst heute eine Entscheidung herbeigeführt hat, die für das Bistum Limburg eine Zeit der Unsicherheit beendet und einen Aufbruch und Neubeginn möglich macht“, sagte Marx am Mittwoch in Berlin. Dazu seien „Bereitschaft zur Versöhnung, neues Vertrauen und die Kraft des Gebetes notwendig“, so der Münchner Erzbischof. Er werde sich persönlich - „sofern ich das kann und es mir zusteht“ - in diesen Prozess einbringen.

Mit Blick auf die Ereignisse im Bistum Limburg sagte Marx, die Bischöfe spürten deutlich, dass es „ein breit angelegtes Bedürfnis danach gibt, dass die Entscheidungsgremien und -strukturen der Kirche, die teils über Jahrhunderte gewachsen sind und sich an vielen Stellen bewährt haben, deutlicher erklärt und nachvollziehbar gemacht werden“. Durch mehr Transparenz müsse die Glaubwürdigkeit der Kirche wieder erhöht werden. Marx sieht die Kirche dabei auf einem guten Weg: Eine bereits im vergangenen Jahr eingesetzte Arbeitsgruppe beschäftige sich systematisch mit der finanziellen Transparenz und dem Vermögen der Kirche und erarbeite Handlungsempfehlungen.

Mit Blick auf das Vorgehen im Fall Tebartz-van Elst sprach der Kardinal von einem „fairen und transparenten“ Verfahren. „Es war ein wesentliches Anliegen, dass alle Argumente auf den Tisch kommen, alle Beteiligten - darunter auch Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst - gehört werden und ein unabhängiges Gutachten als Basis für eine ausgewogene Entscheidung erstellt wurde.“

Regensburger Bischof bekräftigt Gastfreundschaft für Tebartz

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat am Mittwoch zum Amtsverzicht des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst Stellung genommen. Auf der Internetseite seines Bistums verwies Voderholzer darauf, dass Tebartz-van Elst seinen Rücktritt bereits am 20. Oktober 2013 angeboten habe. Der Heilige Stuhl habe seine Entscheidung, diesen anzunehmen, mit der Lage im Bistum Limburg begründet. Diese habe „eine fruchtbare Ausübung des Bischofsamtes verhindert“. Voderholzer zeigte sich zugleich erfreut, „dass der Heilige Vater den bisherigen Bischof zu gegebener Zeit mit einer neuen Aufgabe betrauen wird“.

Tebartz-van Elst sei auf dem Boden der Diözese Regensburg ein „gern gesehener Gast“ und werde dies auch bleiben, bekräftigte der Regensburger Bischof. Dies gehöre „zum christlichen Gebot der Barmherzigkeit und der Nächstenliebe“. Besonders dankte Voderholzer der Abtei Metten und ihrem Abt Wolfgang Hagl. Diese hatte Tebartz-van Elst seit dem 30. Oktober beherbergt.

Grothe will sich um Aufarbeitung bemühen

Der neue Diözesanadministrator im Bistum Limburg, Weihbischof Manfred Grothe, sieht sich nun in der Pflicht, „in Aufrichtigkeit und Barmherzigkeit einen gemeinsamen Weg für einen Neubeginn zu gehen“. Die Geschehnisse der vergangenen Monate hätten viele Menschen verletzt. „Wir werden das Geschehene sorgfältig und umsichtig aufarbeiten“, so der bisherige Paderborner Weihbischof. Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker erklärte, Papst Franziskus ermögliche dem Bistum einen Neuanfang. Er wünsche den Katholiken dort, dass ihre Diözese nun in ruhigeres Fahrwasser gelange und sich ganz ihrer Bestimmung widmen könne, nämlich „Zeichen und Werkzeug der Liebe Gottes zu uns Menschen zu sein“.

Alios Glück sieht Chance für Neuanfang

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) erklärte, jetzt sei die Chance für einen wirklichen Neuanfang gegeben. Zugleich müsse die Kirche aus dem Fall lernen, sagte ZdK-Präsident Alois Glück. „Dies gilt besonders für die Transparenz der Finanzen, für die Bedeutung einer qualifizierten Gremienarbeit und für einen kooperativen Führungsstil.“ Glück lobte eine „rückhaltlose Aufklärung der Fakten durch die Bischofskonferenz“. Dieser Weg sollte beispielhaft sein für andere Konfliktsituationen.

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) erklärte, der Rücktritt könne helfen, verlorenes Vertrauen wiederzugewinnen. Papst Franziskus habe „ eine gute Entscheidung getroffen“. Die Initiative „Wir sind Kirche“ sprach von einer „positiven Signalwirkung für die ganze Kirche“.

Prüfbericht: Tebartz kannte ausufernde Kosten

Tebartz van Elst war stets über die ausufernden Kosten für den Bau des Limburger Bischofssitzes informiert. Außerdem ist der umstrittene Kirchenmann in erster Linie verantwortlich für die deutliche Kostenexplosion auf dem Domberg. Das stellt die Bischofskonferenz in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Abschlussbericht fest. Bischof und Domkapitel hätten geltendem Recht „in zahlreichen Fällen nicht Rechnung getragen“.

„Die Ausgestaltung des Bauprojekts in der ihm eigenen Wertigkeit geht vorwiegend auf Wünsche und Aufträge des Bischofs zurück“, heißt es im Bericht, der dem Papst vorgelegt wurde und auf dem die Entscheidung von Franziskus basiert. Nach Überzeugung der Prüfungskommission habe sich der Bischof zudem nicht um Einzelheiten der Finanzierung gekümmert. Er „wich Kostenfragen auch bewusst aus“, heißt es im Bericht weiter. (dpa/kna)

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Zuletzt geändert am 27­.03.2014