23.5.2014 - Stuttgarter Zeitung

Kirchenrebellin wird bestraft

Eine bekannte Tirolerin darf keine Sakramente mehr erhalten.

Michael Trauthig

Das sind Entscheidungen in Namen des Papstes, die nicht in seinem Sinne sind.“ Das sagt Christian Weisner von der Reformgruppe „Wir sind Kirche“ zu einem Verdikt, das jetzt eine seiner prominentesten Mitstreiterinnen getroffen hat: Die österreichische Vorsitzende von „Wir sind Kirche“, Martha Heizer, ist gemeinsam mit ihrem Gatten Gerd exkommuniziert worden und so künftig vom Empfang der Sakramente ausgeschlossen. Die zwei hatten in ihrem Haus in Absam in Tirol simulierte Eucharistiefeiern ohne Priester begangen, damit gegen die Regeln verstoßen und die nun folgenden Konsequenzen auch einkalkuliert. Das Verfahren gegen das Paar, in das auch die Glaubenskongregation in Rom eingeschaltet war, lief schon länger. Durch Medienberichte über die Eucharistiefeiern war das Vorgehen der zwei auch öffentlich geworden.

Die 67-Jährige und ihr Ehemann hätten eine Situation geschaffen, in der rechtliche Schritte eingeleitet werden mussten, betonte der zuständige Bischof von Innsbruck, Manfred Scheuer, gestern. „Ich glaube, dass das Ehepaar Heizer gewusst hat, welche Situation es herbeiführt und was ihr Handeln kirchlich bedeutet.“ Der Geistliche bedauerte die Entscheidung zugleich und begründete sie auch damit, dass die Betroffenen zu einem Umdenken bisher nicht bereit gewesen seien. Er gab aber der Hoffnung Ausdruck, dass eine solche Umkehr noch erfolgen und dann auch die Strafe nachgelassen werden könne. Die pensionierte Tiroler Religionspädagogin und ihr Mann erkannten die Entscheidung in einer gemeinsamen Erklärung dagegen nicht an. Sie wollen weiter für Reformen streiten und sehen sich in diesem Kampf durch den Beschluss sogar bestärkt.

Mit scharfen Worten geißelten sie die Härte der Sanktion. Martha Heizer war erst vor wenigen Wochen an die Spitze von „Wir sind Kirche“ in Österreich gerückt. In den 90er Jahren hatte sie das Kirchenvolksbegehren mit initiiert. Damals hatten mehr als 500 000 Unterstützer eine Reform der Kirche verlangt. Für Christian Weisner illustriert der Fall Heizer auch, dass es innerhalb der römisch-katholischen Kirche starke Kräfte gibt, die den von Franziskus angestoßenen Wandel verhindern möchten. „Die wollen klare Kante zeigen“, sagt Weisner. Nichtsdestotrotz werde der Priestermangel die Kirche zwingen, zukünftig neue Gottesdienstformen zuzulassen.

Zuletzt geändert am 25­.05.2014