8.1.2007 - epd

Was der deutsche Papst mit seiner Heimatkirche vorhat

Drei katholische Bistümer erhalten 2007 einen neuen Oberhirten
Von Christoph Urban (epd)

Frankfurt a.M. (epd). Bislang hatte Papst Benedikt XVI. wenig Gelegenheit, durch Personalentscheidungen in die Geschicke der deutschen katholischen Kirche einzugreifen. Das ändert sich grundlegend in diesem Jahr. Gleich drei Bischofssitze sind neu zu besetzen. Dann wird man sehen, was Ratzinger in Rom mit der Kirche in seiner Heimat vorhat.

Am 2. Februar wird der Limburger Bischof Franz Kamphaus 75 Jahre alt. Sein Kollege Anton Schlembach, Bischof von Speyer, feiert am 7. Februar seinen 75. Geburtstag. In der katholischen Kirche ist es üblich, dass die Bischöfe zu diesem Termin dem Papst ihren Rücktritt anbieten. So will es das Kirchenrecht. In beiden Fällen gilt es als sicher, dass der Rücktritt in Rom angenommen wird. Bereits seit Juni 2006 verwaist ist der Bischofssitz in Görlitz.

Nun wartet man dort auf einen Nachfolger für Bischof Rudolf Müller. Irgendwann zwischen Ostern und Sommer werde es so weit sein, schätzt Andreas Schuppert vom Bistum Görlitz. Zwischenzeitlich war sogar spekuliert worden, das kleinste deutsche Bistum werde mit einem der Nachbarbistümer zusammengelegt. Es gebe aber eine feste Zusage des Papstes über einen neuen Bischof, versichert Schuppert. Die Fusion sei vom Tisch, weil sie finanziell wenig ausrichte.

Das Besetzungsverfahren für einen neuen Bischof ist langwierig. In der Regel dauert es rund ein Jahr, bis ein Nachfolger gefunden ist. Bei der Neubesetzung des Bistums Hildesheim im November 2005 waren es sogar 15 Monate.

Was die Kandidatensuche in die Länge zieht? Um Informationen über geeignete Personen zu sammeln, lässt der Apostolische Nuntius, also der Vertreter des Heiligen Stuhls in Deutschland, etwa einen langen vertraulichen Fragebogen durch ausgewählte Personen bearbeiten. Dabei will Rom etwa wissen: Wie ist das Ansehen des Kandidaten bei den Behörden, wie steht er zu Fragen der Sexualethik, insbesondere zum Zölibat und zur Priesterweihe von Frauen, und hat er Anzeichen von eventuellen Erbkrankheiten?

Im Bistum Limburg macht man sich deshalb „offiziell keine Gedanken“ über einen Nachfolger, wie Sprecher Robert Eberle sagt. Auch wenn es dem Bistum mit dem Frankfurter Speckgürtel finanziell recht gut geht, steht für den Kamphaus-Nachfolger erst einmal „Sparen und Erneuern“ auf dem Programm, so Eberle. Bis Herbst werden 28 katholische Kirchengemeinden zu 15 größeren Pfarreien zusammenwachsen, die Zahl der Gemeinden sinkt auf insgesamt 341.

In jedem Fall darf man gespannt sein, wer die Nachfolge des profilierten Kamphaus antreten wird. Das Bistum Limburg war das letzte der 27 deutschen Bistümer, das der Vatikan gezwungen hatte, aus dem gesetzlichen System der Schwangerenkonfliktberatung auszusteigen. Bischof Franz Kamphaus hatte lange Zeit auf seine Gewissensentscheidung und pastorale Verantwortung gepocht. Oberster Glaubenshüter war damals Kardinal Joseph Ratzinger.

Als Papst hat er im vergangenen Jahr zum ersten Mal in eigener Verantwortung einen deutschen Bischof ernannt, den von Eichstätt - und sogleich für Überraschung gesorgt. Den mit 52 Jahren noch recht jungen Benediktinerabt Gregor Maria Hanke hatte vorher niemand auf der Rechnung. Die dritte Neubesetzung steht in Speyer an, das zum so genannten Bayerischen Konkordat gehört.

Danach können zwar Vorschläge gemacht werden für die Kandidaten, aber Rom bestimmt die Personalie. Mit einem Nachfolger für Anton Schlembach, der 24 Jahre dem Bistum vorstand, rechnet Richard Schultz nicht vor der zweiten Jahreshälfte 2007. „Alles andere wäre sehr ungewöhnlich“, sagt der Leiter der Bischöflichen Pressestelle. Der künftige Bischof kommt mitten in eine Konsolidierungsphase. Das Budget wurde um rund zehn Prozent zurückgefahren, in den nächsten fünf Jahren ist noch einmal eine Reduzierung in dieser Größe geplant.

Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ fordert indes mehr Mitwirkung der Ortskirchen bei den Bischofsernennungen und eine stärkere Transparenz bei den Besetzungsverfahren. „Statt Treue und Gehorsam gegenüber der Hierarchie erwartet das Kirchenvolk von den Bischofskandidaten vor allem die Fähigkeit und den Willen zur Kommunikation“ sagt Sprecher Christian Weisner.

Zuletzt geändert am 08­.01.2007