4.10.2014 - KAP

"Wir sind Kirche" fordert von Bischöfen Reform der Sexualmoral

Sprecher kritisiert in Rom Nichteinladung zur Synode - Pfarrerinitiative-Obmann Schüller in "Standard"-Interview: Kirche brauche "Ehesakrament mit einer Offenheit für Scheidung, Heil und Barmherzigkeit"

Rom, 04.10.2014 (KAP) Die Initiative "Wir sind Kirche" hat die am Sonntag beginnende Weltbischofssynode zu einer umfassenden Reform der kirchlichen Sexualmoral aufgerufen. Es sei, "höchste Zeit, dass die Sexuallehre der Kirche in Einklang mit den Erkenntnissen der modernen Humanwissenschaften neu entwickelt wird", sagte Christian Weisner, einer ihrer Sprecher, am Samstag in Rom. Die Initiative fordert von der Synode unter anderem eine kirchliche Zulassung künstlicher Empfängnisverhütung, eine Aufhebung des verpflichtenden Zölibats für Priester und größere Rechte für Frauen in der Kirche.

Weisner kritisierte zudem, dass Vertreter katholischer "Reformgruppen" nicht zur Synode eingeladen worden seien. Zugleich äußerte der Sprecher die Hoffnung, dass die Synode "Startpunkt für einen mutigen neuen Prozess des breiten und offenen Dialogs" in der katholischen Kirche und "eine positive Wende in der Kirchengeschichte" werde. Die katholische Sexualmoral sei "in vieler Hinsicht veraltet" und habe den Kontakt zum realen Leben verloren, so der Vertreter von "Wir sind Kirche".


Der Obmann der österreichischen Pfarrerinitiative, Helmut Schüller, erneuerte am Samstag derweil die Forderung nach einer Ermöglichung des Kommunionempfangs "für (noch) nicht kirchlich verheiratete Partner, geschiedene Wiederverheiratete und homosexuelle Paare". Ausgangspunkt der Synodenberatungen solle die Anerkennung der heutigen Lebenswirklichkeit aller Ehepaare, Familien und Menschen in Beziehung sein, sagte er in einem Interview für die Zeitung "Der Standard". Der persönlichen Gewissensentscheidung müsse "ihr rechtmäßiger Platz in der Kirche zurückgegeben werden", so Schüller.

Großes Ziel der Synode wäre eine neue Offenheit, sagte der Pfarrer. Das Thema der wiederverheirateten Geschiedenen etwa sei von der Kirche "theologisch viel zu hoch gehängt" worden. Veränderungen dabei würden "wie ein Einsturz des gesamten Lehrgebäudes gesehen", so Schüller. Er plädierte dafür, "das Ehesakrament zu dem machen, was es früher einmal war: ein Sakrament mit einer Offenheit für Scheidung, Heil und Barmherzigkeit."

http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/65091.html

Zuletzt geändert am 06­.10.2014