3.2.2015 - Badische Zeitung

Erzbistum Freiburg: Viele Katholiken kennen den Fragebogen des Vatikans nicht

Papst Franziskus will die Kirchenbasis an der Synode im Vatikan zum Thema Ehe und Familie beteiligen. Doch im Erzbistum Freiburg stockt die Kommunikation mit den Gläubigen.

Im Oktober findet in Rom eine weitere Bischofssynode der katholischen Kirche zum Thema Ehe und Familie statt. Das Thema ist heikel – auch deshalb, weil es um die Haltung zu wiederverheirateten Geschiedenen und zur Homosexualität geht. Zur Vorbereitung der Versammlung hat die Kirche einen Fragebogen veröffentlicht. Damit soll auch die Basis die Möglichkeit bekommen, sich zu äußern. Auch im Erzbistum Freiburg – doch viele Katholiken kennen das Papier bisher nicht.

Umfrage zeigt: Pfarrgemeinderäte wissen nichts von einem Fragebogen

Bereits im vergangenen Jahr hatten sich die Vorsitzenden der weltweit rund 115 Bischofskonferenzen in Rom versammelt, um im Auftrag von Papst Franziskus in einer Bischofssynode über das Thema Ehe und Familie zu diskutieren. Damals gelang es Reformern und Konservativen nicht, zu einer gemeinsamen Linie zu finden. Nun blickt die katholische Kirche gebannt auf den kommenden Oktober. Dann soll bei einer weiteren Synode in Rom ein Kompromiss zwischen den streitenden Lagern gefunden werden.

Um sich auf die Synode vorzubereiten, hat sich der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz (das Gremium besteht aus den sieben Erzbischöfen und 20 weiteren Bischöfen ohne ihre Weihbischöfe) am 27. Januar mit einem Vorbereitungsdokument – der sogenannten Lineamenta – befasst, das der Vatikan Anfang Dezember 2014 veröffentlicht hat. Die Lineamenta enthält einen 46 Fragen umfassenden Fragebogen, der allen Gläubigen die Möglichkeit geben soll, sich zur Synode zu äußern. Bereits im Vorfeld der Bischofssynode 2014 wurde ein ähnlicher Fragebogen versandt.

Andere Bistümer präsentieren Fragebogen prominent im Internet

Die deutschen Bistümer kündigten an, den Fragebogen im Internet zu veröffentlichen. Die Organisation "Wir sind Kirche" kritisiert jedoch, dass die deutschen Bischöfe dem Arbeitsauftrag des Vatikans nicht nachkämen. "Es ist dringend an der Zeit, dass die Bischöfe die bestehenden Gremien und Räte einladen und sich intensiv mit den Themen der Familien-Synode befassen und Stellung beziehen", sagt Christian Weisner, Sprecher von "Wir sind Kirche".

Im Erzbistum Freiburg jedenfalls ist das Papier offenbar weitgehend unbekannt. Bei einer stichprobenartigen Umfrage der Badischen Zeitung unter Pfarrgemeinderäten im Verbreitungsgebiet war die Antwort immer die gleiche: Von einem Fragebogen weiß niemand etwas – das Erzbistum habe darauf bisher nicht aufmerksam gemacht. Dies könnte auch damit zusammenhängen, dass dieser auf der Homepage der Erzdiözese bis Dienstagabend nicht ohne Weiteres zu finden war – zumindest solang, bis die Badische Zeitung zu recherchieren begann. Anders als beispielsweise auf der Internetpräsenz des Erzbistums Köln stand der Fragebogen in Freiburg bis dahin nicht auf der Startseite. Laut einer Pressemitteilung ist das Papier aber Ende Januar unter anderem an die Dekane, Regionalstellen und Pfarrer der Seelsorgeeinheiten verschickt worden. Trotzdem drängt die Zeit. Ab 13. März sollen die Antworten der Bistümer mit der Position der Deutschen Bischofskonferenz und anderer Institutionen ausgewertet werden.

Sprecher hält den Fragebogen für "äußerst komplex formuliert"

Das Erzbistum Freiburg erklärte, dass bislang lediglich ein beantworteter Fragebogen eingegangen sei. Kritik an der Kommunikation lässt das Erzbistum nicht gelten. Die Handhabung sei mit der Deutschen Bischofskonferenz abgestimmt. "Derzeit sind die Engagierten an der Basis vor allem mit Vorbereitungen für die kommenden Pfarrgemeinderatswahlen am 15. März beschäftigt", sagt Robert Eberle, Sprecher der Erzdiözese Freiburg. "Außerdem ist das Themenfeld Ehe, Familie, Lebensformen und Sexualität aus Sicht vieler engagierter Katholiken in Freiburg im Rahmen des Dialogprozesses bereits ausführlich thematisiert worden." Auch sei der Fragebogen äußerst komplex formuliert, sodass es vielen Menschen schwerfallen dürfte, damit zurechtzukommen, so Eberle weiter.

http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/viele-katholiken-kennen-den-fragebogen-des-vatikans-nicht--99945236.html

Zuletzt geändert am 04­.02.2015