12.9.2015 - Mittelbayerische

Reden gegen die Krise der Kirche

Nach fünf Jahren endet eine Gesprächsreihe zwischen Laien und katholischen Bischöfen. Die Bilanz fällt gemischt aus.

Von Christiane Gläser, dpa

Würzburg.Es wird wieder mehr geredet in der katholischen Kirche. Zündende Reformen hat der Gesprächsprozess nicht gebracht. Die Veränderung im Miteinander zwischen den Bischöfen und der Basis aber wird von vielen Teilnehmern der fünfjährigen Gesprächsreihe als sehr positiv wahrgenommen.

Nach fünf Jahren ist am Samstag in Würzburg eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz (DKB) zu Ende gegangen, die 2010 nach dem Missbrauchskandal gestartet wurde. Die Gesprächsreihe sollte ein Beitrag zur Erneuerung der Kirche in Deutschland sein und Vertrauen zurückbringen.

Hoffnung und Ernüchterung

Einige hatten sich davon einen großen Aufbruch und Reformen erhofft. Diese Hoffnung wich allerdings schnell der Ernüchterung. Aus dem Dialogprozess auf Augenhöhe sei allzuschnell ein bloßer Gesprächsprozess geworden, kritisierte die Reformbewegung „Wir sind Kirche“. Auch bindende Beschlüsse seien nicht vorgesehen. Diese Kritik will der DKB-Vorsitzende Reinhard Marx nicht geltenlassen: Der Gesprächsprozess sei von Anfang an kein Beschlussorgan gewesen „und das wussten auch alle“.

Skepsis gab es auch bei einigen Bischöfen. Manche blieben den Veranstaltungen gänzlich fern, andere kamen später dazu. „Die Zahl der Bischöfe, die hier waren, ist ja im Lauf der Jahre gestiegen. Das ist für mich ein positives Signal“, sagte Marx dazu.

Was bleibt nun nach diesen fünf Jahren? Nichts außer heiße Luft? Auch ohne große Reformen oder Entscheidungen habe der bundesweite Gesprächsprozess die katholische Kirche beeinflusst, meinen die Veranstalter.

Zunächst einmal haben die Oberhirten nicht nur gesprochen, sondern auch zugehört. Vertreter der verschiedenen Strömungen der katholischen Kirsche saßen gemeinsam an einem Tisch. „Wir haben ein neues Miteinander gefunden“, sagt Marx dazu. Es seien in den vergangenen fünf Jahren durchaus zukunftsfähige Formen erprobt worden, wie sich die Kirche auf überdiözesaner Ebene austauschen und dabei auch etwas verbindlich auf den Weg bringen kann.

Auch Barbara Wieland, Ehrenamtliche im Bistum Limburg, geht mit einem guten Gefühl nach Hause. „Ich habe nicht erwartet, dass das eine Veranstaltung wird, mit der alle Probleme der Kirche in Deutschland geklärt werden können“, sagt die 47-Jährige am Samstag. Sie hatte lediglich die Hoffnung, dass fruchtbare Gespräche mit den Bischöfen möglich sind und dass auch inhaltlich diskutiert werden kann. Und das sei auf jeden Fall gelungen.

Wandel im Miteinander

Wieland sieht einen deutlichen Wandel im Miteinander: Vorher seien heikle Themen ausgespart worden. Dank des Gesprächsprozesses sei das Vertrauen zwischen Bischöfen, Priestern und den Laien an der Basis gewachsen. „Es ist ein Qualitätssprung, dass man nun auch strittige Themen so kontrovers diskutieren kann.“

Wieland, die an allen fünf großen Treffen seit 2010 teilgenommen hat, stellt eine „gewandelte Gesprächskultur und mehr gegenseitige Wertschätzung“ fest: „Wenn das zur Selbstverständlichkeit wird, kann das durchaus was bewirken.“ Und das könne vorbildhaft sein für die Diözesen.

Marx sieht das ähnlich: „Man sieht, dass es nicht nur ein Dialogprozess auf der Ebene der Bischofskonferenz war, sondern viele Bistümer ihre eigenen Wege, ihre eigenen Diskussions- und Dialogwege gegangen sind. Und so wird das auch weiter gehen.“

Dass strittige Themen wie Ehe und Familie und die Rolle der Frauen in der Kirche zwar angesprochen wurden, aber nicht im Vordergrund standen, empfindet Wieland nicht als negativ: „Dank der neuen Gesprächskultur wird das künftig ein Thema sein können, ohne dass sich die Fronten verhärten.“

Blick geht nach Rom

Jetzt geht der Blick nach Rom, wo es im Oktober eine Bischofssynode geben wird. Dort wird dann tatsächlich entschieden, ob es zu einer Reform kommt. Die meisten deutschen Bischöfe hoffen auf eine Öffnung, sprich: dass wiederverheirateten Geschiedenen der Kommunionempfang nicht grundsätzlich verwehrt bleibt.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, sagte dazu kürzlich: „Die Synode wird eine exemplarische Bedeutung bekommen für die weitere Entwicklung der Kirche.“ Das Treffen werde zeigen, inwiefern die Lehre der Kirche in Stein gemeißelt sei oder weiterentwickelt werden könne.

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Zuletzt geändert am 12­.09.2015