15.2.2016 - t-online.de

Initiative: Kirche muss mehr für Flüchtlinge leisten

Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" hat von den katholischen Bischöfen vor Beginn ihrer Frühjahrsvollversammlung mehr Engagement für Flüchtlinge gefordert. Es gebe etwa Priesterseminare, Klöster und andere Räumlichkeiten, in denen Zuwanderer unterkommen könnten, sagte Christian Weisner von "Wir sind Kirche". In der aktuellen Wanderungsbewegung müsse die katholische Kirche mit ihrer weltweiten Vernetzung noch viel mehr leisten als bisher. "Jede Gemeinde sollte eine Familie adoptieren, so wie es Papst Franziskus vorgeschlagen hat", sagte Weisner.

Die Bischöfe kommen von diesem Montag an bis Donnerstag im hohenlohischen Kloster Schöntal (Baden-Württemberg) zu ihrer viertägigen Vollversammlung zusammen. Dabei soll an diesem Mittwoch auch ein Leitbild für die katholische Flüchtlingsarbeit verabschiedet werden. Etliche Diözesen, darunter das Bistum Rottenburg-Stuttgart als Gastgeber des Treffens, hatten angesichts sprudelnder Kirchensteuereinnahmen zuletzt einen Ausbau der Flüchtlingsarbeit angekündigt.

Besonders die Kirchen seien in der Lage und Verantwortung, mit ihrer immer noch starken Bindekraft den Zuwanderern aus blutigen Konfliktherden eine Hoffnung zu geben, meinte Weisner. "Das Christentum ist eine Religion des Handelns, der Nächstenliebe", sagte er. In der aktuellen Notlage sei es notwendig, dass die Religionen zusammenarbeiten. Auch im Islam gelte das Gebot der Barmherzigkeit. Weisner räumte mit Blick auf rechtskonservative Bewegungen in Europa ein, dass es auch unter Christen Fremdenfeindlichkeit gebe. "Dagegen sind auch wir nicht gefeit", sagte er. Gleichwohl sei das Engagement vieler Christen in der Flüchtlingsarbeit ungebrochen. "Es wird viel über Pegida und die Alternative für Deutschland gesprochen. Wenig berichtet wird aber über das viele Gute, das Hunderttausende für Flüchtlinge tun", sagte er.

Die katholischen Bischöfe und Weihbischöfe kommen jährlich zweimal zu ihren Vollversammlungen zusammen. Beim Treffen im Kloster Schöntal nordöstlich von Heilbronn geht es auch um die Planungen für den Weltjugendtag der katholischen Kirche im Juli im polnischen Krakau. Außerdem wollen die Geistlichen über Fragen der Priesterausbildung und der Ökumene mit Blick auf das Reformationsgedenken 2017 beraten.

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Zuletzt geändert am 15­.02.2016