21.6.2016 - Neue Westfälische Paderborn

Was von den Tagen übrig blieb

Erinnerungen: Drei Männer blicken zurück auf den Papst-Besuch 1996. Dabei ziehen Prälat Franz Hochstein, Hans-Georg Hunstig und Manfred Dümmer jeweils ein ganz unterschiedliches Fazit

Als sichtbares Zeichen erinnert eine Bronzeplastik von Papst Johannes Paul II. im Paderborner Dom an seinen Besuch 1996. Doch was hat er bewirkt, was ist geblieben? Die NW hat mit jeweils einem Vertreter des Erzbistums, der Laien und der Reformbewegung gesprochen, die die Tage mit dem Pontifex ganz unterschiedlich beurteilen.

Eine besondere Aufgabe fiel Prälat Franz Hochstein zu. Als Medienbeauftragter des Erzbistums durfte er für den WDR den Freiluft-Gottesdienst aus der Senne kommentieren. Von den gut 200 Gottesdiensten, die er in 26 Jahren übertragen hat, „war dies natürlich schon ein Höhepunkt“, so Hochstein. Der heute 87-Jährige erinnert sich an die „gute Stimmung trotz Regen“, die bei den über 80.000 Gläubigen in der Senne geherrscht habe. Insgesamt sei die Begeisterung sehr groß gewesen. Auch bei seinen Mitpriestern. „Da war die Vorfreude schon sehr spürbar“, so der Prälat. Alle hätten den Besuch des Papstes als große Ehre empfunden. „Das war schließlich kein unbedeutender Papst“, erklärt Hochstein und schmunzelt.

Er ist sich sicher, dass die drei Tage in Paderborn etwas bewirkt haben. „Der Glaube hat Tiefe und Bestätigung erfahren“, sagt der Prälat. Für die Gläubigen habe das gemeinsame Erlebnis das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt. „Und Paderborn hat durch den Besuch an Ansehen und Bedeutung gewonnen“, ist sich Hochstein sicher. Persönlich getroffen hat Hochstein den Papst während dieser drei Tage übrigens nicht. „Aber das habe ich dann später in Rom nachgeholt“, verrät er.

Hans-Georg Hunstig dagegen wurde Johannes Paul II. als Vertreter der Laien des Erzbistums vorgestellt. „Natürlich war es auch für uns engagierte Frauen und Männer aus den Räten und Verbänden wichtig, mit ihm zusammen zu sein und Gottesdienst zu feiern“, sagt der damalige geschäftsführende Vorsitzende des Diözesan-Pastoralrates. Der Papst habe sie bestärkt in ihrem Einsatz für die Einheit der Christen, Solidarität weltweit und Mut für die Zukunft. „Das hat mich auch persönlich bewegt“, so Hunstig, der heuteMitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken und im Diözesankomitee ist.

Vor dem Besuch sei es dem Diözesan-Pastoralrat auch darum gegangen, auf die Vielfalt der Einstellungen und Meinungen innerhalb der Kirche aufmerksam zu machen. „Wir lebten damals in einer munteren Spannung zwischen Papstbesuch und Kirchenvolksbegehren“, sagt er. Positiv bewertet Hunstig auch die Botschaft des Papstes in Paderborn. Er stellt dabei die ökumenischen Impulse und den Aufruf zu Solidarität und Gerechtigkeit heraus. „Diese Botschaft ist heute noch aktueller geworden, wie gerade Papst Franziskus verdeutlicht“, sagt Hunstig.

Ganz anders sieht das Manfred Dümmer, Sprecher der Reformbewegung „Wir sind Kirche“. Die Hoffnung, dass der Papst etwas vom Reformgedanken der Basis aufnehmen könnte, „haben sich eigentlich bis heute nicht bewahrheitet“. Dabei hatte nach dem Kirchenvolksbegehren mit 1,8 Millionen Unterzeichnern eine „gewisse Aufbruchstimmung“ geherrscht, so Dümmer. „Aber es war wohl eher Wunschdenken, dass sich in der Kirche etwas tut“, weiß Dümmer jetzt. Gemeinsam mit anderen Bewegungen hatte die erst ein Jahr zuvor gegründete Gruppe eine Parallelveranstaltung organisiert. Dabei sei es „Wir sind Kirche“ und den anderen Gruppen nicht darum gegangen, „offen dagegen zu agieren“. Stattdessen habe man die Vielfalt der Kirche zeigen wollen. Leider sei es der Gruppe nicht erlaubt worden, ihre Veranstaltungen direkt in Paderborn durchzuführen. So mussten sie mit ihrem siebentägigen Programm nach Benhausen ausweichen. Trotzdem seien die Termine „ganz gut besucht“ gewesen. Dümmers Eindruck sei daher eigentlich auch gewesen: „Wir konnten was bewirken.“ Heute nennt er das „blauäugig“. Trotzdem wolle er die Tage von Paderbornnicht missen:„Eswar ein gutes Gemeinschaftsgefühl und hat zumindest hinsichtlich der Katholikentage zu mehr Liberalität geführt.“ (ber)

Zuletzt geändert am 01­.07.2016