1.7.2016 - Publik-Forum.de

Auf Tebartz folgt Bätzing

von Britta Baas

Der neue Mann an der Spitze des Bistums Limburg heißt Georg Bätzing. Das gab das Bistum Limburg am 1. Juli bekannt. Bislang war der Generalvikar des Bistums Trier geübt darin, Bischof Ackermann den Rücken freizuhalten. Viele Jahre bildete er den Priesternachwuchs aus, dann wechselte er ins Verwaltungsamt. Er gilt als umgänglich im Ton, karrierebewusst – und tief katholisch

Monsignore Dr. Georg Bätzing ist der neue Bischof von Limburg, (Foto: Bistum Trier) In seiner Familie macht man gern Karriere: Der neue Bischof von Limburg ist nicht der einzige, den es in Entscheidungspositionen zieht – und der sie auszufüllen vermag. Da ist zum Beispiel Sabine Bätzing-Lichtenthäler. Wie er stammt sie aus dem Westerwald, wie er gehört sie zur großen, katholischen Familie der Bätzings. Die Sozialdemokratin ist seit 2014 Sozialministern in Rheinland-Pfalz. Nun wird ihr Cousin Bischof von Limburg. Sie sehen sich ähnlich, diese beiden. Ein bisschen sind sie es auch. Beide sind umgängliche Menschen. Im Ton verbindlich, in der Sache hart. Sie wissen, was sie wollen. Und wenn der Zeitpunkt gekommen ist, sagen sie das auch.

In Limburg ist man erleichtert, die lange Zeit der Sedisvakanz nach dem unrühmlichen Ausscheiden des Vorgängerbischofs nun hinter sich lassen zu können. »Heute ist ein Freudentag für unser Bistum«, ließ sich Domdekan Günter Geis vernehmen: »Bätzing ist ein Seelsorger mit Herz und Verstand, mit Organisationstalent und Leitungsstärke, mit Charisma und Bodenständigkeit.«

Mit Georg Bätzings Ernennung gehen mehr als zwei Jahre ohne Diözesanbischof im Bistum Limburg zu Ende. Der erzwungene Amtsverzicht des Tebartz-van Elst, begründet durch finanzielle Skandale und eine autokratische Amtsführung, saß den Limburger Katholiken von da an in den Knochen. Doch die Zeit ohne Bischof wurde auch ein Raum der Kreativität und Innovation. Weihbischof Grothe, Apostolischer Administrator, eingeflogen aus Paderborn, und sein ständiger Vertreter Wolfgang Rösch gaben dem Bistum Freiraum und sorgten für Transparenz. Viele hauptamtliche Mitarbeiter atmeten auf, viele Gemeindekatholiken registrierten überrascht, was nun alles möglich wurde im Bistum. Die Veränderungen der Gemeinden, erzwungen zunächst durch akuten Priestermangel (wie beinahe überall in Deutschland), brachten neue Köpfe, neue Konzepte, neue Verantwortungsträger hervor.

Und nun? Georg Bätzing, geboren 1961, kommt aus dem Nachbarbistum nach Limburg. In Trier war er viele Jahre lang aktiv, unter anderem als Regens des Priesterseminars, später als Leiter der berühmten Heilig-Rock-Wallfahrt, seit November 2012 als Generalvikar und damit Chef-Verwaltungsmann des Bischofs. Geschäftsführend kümmerte er sich auch um die Trierer Diözesansynode.

An deren Ende stand im Mai 2016 ein Dokument, das die Katholiken der Diözese Trier in eine Zukunft führen soll, die mit dem Schwinden ihrer Zahl und dem starken Einfluss säkularer Kräfte in der Gesellschaft umzugehen weiß. Das Dokument spiegelt den intensiven Diskussionsprozess in der Synode wider – und doch ist es im Kern katholisch: Man setzt auf Harmonisierung unter schwierigen Bedingungen. Redet sich die Entstehung der neuen XXL-Gemeinden schön. Siniert über »neue Räume des Miteinanders«, geht auf die Bedürfnisse »konfessionsverbindender Paare im Rahmen unserer Möglichkeiten« ein, bekundet die Absicht zu »milieu-sensibler Kinder- und Jugendpastoral« und wünscht sich »missionarische Teams« – mit anderen Worten: möglichst viele, möglichst kompetente, möglichst kostenlose Menschen, die es schon richten werden für die Kirche.

Hanspeter Schladt, der als Sprecher der Bewegung »Wir-sind Kirche« im Bistum Trier mit in dieser Synode saß, weiß zu berichten, dass Bätzing zwar die Geschäfte führte, aber in keiner der Einzelkommissionen des Synode wirkte. In der praktischen Arbeit hat er ihn also dort nicht erlebt. Aus Bätzings sonstigen Auftritten schließt er: »Der Mann ist umgänglich.« Schladt sitzt gerade im Zug, ist, von einer Radtour kommend, auf dem Weg zurück in die Heimat. Dass Bätzing nun Bischof in Limburg wird, überrascht ihn zunächst: »Viele hier dachten, es wird ein Weihbischof«, sagt er am Handy. Dann aber folgt: »Bätzing ist einer von den Karrieremenschen in der Kirche, warum also nicht?« Begeisterung klingt anders. Aber immerhin gibt Hanspeter Schladt dem Mann eine Chance.

Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) meldet sich, kaum ist der neue Mann in Limburg vorgestellt, pflichtgemäß zu Wort. »Wir wünschen Ihnen von Herzen viel Kraft und Gottes Segen für Ihr neues Amt, das Sie nach schwieriger Zeit, aber auch nachdem die Turbulenzen um den ehemaligen Bischof in den letzten Jahren umsichtig beruhigt werden konnten, antreten«, teilt Chef-ZdKler Thomas Sternberg mit: » Nicht zuletzt ihre Leitungserfahrung als Generalvikar Ihrer Diözese, gerade in einer von der Diözesansynode geprägten Zeit, wird Ihnen helfen, in Limburg einen für die ganze Diözese fruchtbaren Neubeginn zu gestalten.«

Gestalten: Das muss ein neuer Bischof, keine Frage. Aber eigentlich muss Bätzing gar nicht viel neu machen. Er muss nur wertschätzen und weiterführen, was in zwei Jahren ohne Bischof in Limburg geleistet wurde: Er muss Katholikinnen und Katholiken genug Freiheit geben, die gewonnen Freiheiten fortzusetzen. Diese Freiheiten sollte er mit genug Geld, mit genug Organisationshilfen und genug Wertschätzung befeuern, um seine neuen »missionarischen Teams« im Bistum Limburg nicht ausbluten zu lassen. Ein Leitungsmensch muss delegieren können, inspirieren – und kontrollieren (lassen) nur da, wo der Geist nicht mehr ordentlich wirkt. Der Geist aber ist in Limburg gerade erst auferstanden, in den letzten zwei Jahren. Mal sehen, ob ein hierarchiegewohnter Mann der Kirche das erkennen kann.

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Zuletzt geändert am 01­.07.2016