15.7.2016 - Main-Post

Kirche verliert an Bedeutung

Nana Zimmermann

Weniger Menschen als im Vorjahr haben 2015 der Kirche den Rücken gekehrt. Dennoch: Den 5240 katholischen Austritten in Unterfranken (2014: 5735) stehen nur 48 Eintritte und 109 Wiederaufnahmen entgegen. Damit verzeichnet das Bistum Würzburg 1,2 Prozent weniger Gläubige als im Vorjahr, wie die aktuelle Kirchenstatistik für das Jahr 2015 zeigt. Rund 767 000 Katholiken leben in Unterfranken. Durchschnittlich rund 98 000 oder knapp 13 Prozent von ihnen besuchten 2015 den Sonntagsgottesdienst.

„Die Zahlen zeigen, dass viele Menschen Kritikpunkte an der Kirche haben“, sagte Generalvikar Thomas Keßler. „Zugleich wird deutlich, dass die Frage nach Glaube und einer Glaubensgemeinschaft an Bedeutung verloren hat.“ Seit Jahren sinkt die Zahl der Kirchenmitglieder. Waren 1995 noch rund 914 000 Unterfranken katholisch, sind es heute noch 767 000 – knapp 60 Prozent der Bevölkerung. Auch die Sakramente scheinen heute weniger wichtig: Die katholische Kirche verzeichnet nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz nur noch etwa halb so viele Taufen (2015: 5400), Erstkommunionen (5740) und Trauungen (1660) in Unterfranken wie noch vor 20 Jahren. Lediglich die Zahl der Bestattungen ist in dieser Zeit kaum gesunken. Im Vergleich zu 2014 ist sie sogar um rund 560 auf 9000 Bestattungen gestiegen.

Nach wie vor starke Kraft

Gegenüber 2014 ist die Zahl der Taufen und Trauungen in Unterfranken zwar gesunken, bayernweit aber auf 167 200 beziehungsweise 44 300 gestiegen. Insgesamt sind im vergangenen Jahr 53 300 Menschen im Freistaat aus der katholischen Kirche ausgetreten, bundesweit waren es 181 900. Nach wie vor sei die Kirche in Deutschland aber eine starke Kraft, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. „Es gibt offensichtlich nicht nur ein Interesse, sondern auch einen aktiven Wunsch nach den Sakramenten der Kirche, wie das leichte Plus bei Taufen und Trauungen belegt.“

Ähnlich wie bei der katholischen sieht es bei der evangelischen Landeskirche aus. Auch sie verzeichnet mehr Aus- als Eintritte, aber rückläufige Austrittszahlen gegenüber 2014. Rund 25 000 Menschen in Bayern haben sich 2015 von der evangelischen Kirche abgewendet, 3000 sind eingetreten. Mit etwa 5900 Trauungen in Bayern hat sich die Anzahl im Vorjahr gehalten, die Zahl der Bestattungen (27 800), Taufen (21 800) und Ehrenamtlichen (157 800) ist gestiegen.

Für eine Trendwende bei den Austritten müsse man Pfarreizusammenlegungen und -Schließungen stoppen und neue Zugänge zu Menschen finden, die sich mit der christlichen Botschaft, aber nicht mit überlebten kirchlichen Strukturen und Hierarchiedenken identifizieren können, so die Initiative „Wir sind Kirche“.

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Zuletzt geändert am 15­.07.2016