13.12.2016 - www.queer.de

"Wir sind Kirche" nennt Homo-Verbot des Vatikans "unbiblisch"

Kritik an neuen Richtlinien zur Priesterweihe

Die Bekräftigung der katholischen Kirche, Männer ausschließlich aufgrund ihrer sexueller Orientierung von der Priesterweihe auszuschließen, widerspreche dem Geist der Heiligen Schrift.

Die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" hat am Montag scharfe Kritik am Festhalten des Homo-Verbots in den neue Richtlinien für die Priesterausbildung geübt, die von der katholischen Kirche vergangene Woche veröffentlicht worden waren. Das Dokument "Das Geschenk der Berufung zum Priestertum" bekräftigt, dass Personen, "die Homosexualität praktizieren, homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte 'homosexuelle Kultur' unterstützen", nicht zum Priesterberuf zugelassen werden dürften. Als Grund für den Ausschluss wird in den Richtlinien genannt, dass schwule Männer generell "keine korrekte[n"> Beziehungen zu Männern und Frauen" aufbauen könnten (queer.de berichtete).

Die deutschen Bischöfe sollten sich "von dieser Ausgrenzung" distanzieren, fordert "Wir sind Kirche". Das Verbot aufgrund der sexuellen Orientierung von Priesteramtskandidaten sei "unbiblisch und durch nichts zu rechtfertigen". "Gott ist Mensch geworden und grenzt niemanden aus. Der Ausschluss von homosexuellen Frauen und Männern trägt in vielen Ländern und Kulturen dazu bei, dass sie erniedrigt, angegriffen und sogar getötet werden", heißt es in einer Erklärung. Die Ausgrenzung Homosexueller zeige, "dass innerhalb der Führungsriege im Vatikan wenig Sensibilität und Respekt gegenüber den Menschenrechten besteht, wenn die Klerus-Kongregation alte Einschätzungen unhinterfragt übernimmt." Damit würden auch tausende Homosexuelle herabgesetzt, "die der Kirche mit Ehre und Hingabe gedient haben und weiterhin dienen".

Auch Frauen-Verbot in der Kritik

Ferner kritisierte "Wir sind Kirche", dass Frauen in den Richtlinien komplett ignoriert werden würden. "Nach Ansicht von 'Wir sind Kirche' fördern diese Richtlinien die Unglaubwürdigkeit der römisch-katholischen Kirche. Gott beruft die Menschen unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Beziehung oder Familienstand, Alter oder irgendeinem anderen menschlichen Attribut", so die Reformbewegung.

"Wir sind Kirche" war 1995 in Österreich gegründet worden und setzt sich für eine Erneuerung der römisch-katholischen Kirche auf der Basis des Zweiten Vatikanischen Konzils ein. Unter anderem fordern die Aktivisten ein Ende des Zwangs-Zölibats und eine positive Bewertung der Sexualität. Allerdings geht die Kirche mit teils harter Hand gegen Aktivisten der Reformbewegung vor. So wurde die österreichische "Wir sind Kirche"-Chefin Martha Heizer 2014 exkommuniziert, weil die Religionspädagogin private Messen ohne (männliche) Priester gefeiert hatte.

Zu den deutschen Unterstützern und Erstunterzeichnern des Forderungskatalogs zählten Mitte der Neunzigerjahre auch prominente Politiker, unter anderem Annette Schavan, die heute deutsche Botschafterin im Vatikan ist, die damalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, der damalige baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel (alle CDU) sowie Wolfgang Thierse (SPD) und Christa Nickels (Grüne). (dk)

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Zuletzt geändert am 13­.12.2016