17.3.2017 - Süddeutsche Zeitung

Laien sollen Pfarreien leiten

Die katholische Kirche löst sich probeweise von einer alten Vorgabe

Das Erzbistum München und Freising löst sich von dem Grundsatz, dass an der Spitze einer Pfarrgemeinde oder eines Pfarrverbands immer ein geweihter Priester stehen muss. Wie die Kirche am Donnerstag mitteilte, sollen mehrere Pfarreien in den drei Seelsorgsregionen demnächst in Pilotprojekten neue Leitungsmodelle erproben. Dabei soll jeweils ein Team aus haupt- und ehrenamtlichen Laien die Führung in ihren Pfarreien übernehmen.

Die Kirche gibt damit zunächst probeweise eine Vorgabe auf, die in der Erzdiözese viel Unfrieden gestiftet hat. Denn wenn eine Gemeinde stets einem Priester unterstehen muss, die Zahl der geweihten Priester aber langfristig abnimmt, muss auch die Zahl der Gemeinden sinken. Gemäß der 2010 verabschiedeten Strukturreform sollen nur 43 Pfarreien in der Erzdiözese eigenständig bleiben; 698 andere sollen in 230 Verbänden gebündelt werden. Doch die Pfarrer an der Spitze solcher Verbände klagten, sie seien immer mehr mit Management-Aufgaben beschäftigt, es bleibe nicht genug Zeit für die Seelsorge. Und nicht geweihte Seelsorger wie etwa Pastoralreferenten waren düpiert. Denn Kardinal Friedrich Wetter, der Vorgänger von Kardinal Reinhard Marx im Amt des Erzbischofs von München und Freising, hatte die Leitung von Gemeinden in Einzelfällen auch in deren Hände gegeben. Kritiker wie die Priester und Diakone des „Münchner Kreises“ oder die Laien in der „Gemeindeinitiative“ sowie in der Bewegung „Wir sind Kirche“ fordern seit Jahren, die Erzdiözese solle Laien wieder erlauben, Pfarrgemeinden zu leiten.

Schon vor zwei Jahren korrigierte die Kirche vorsichtig den Kurs und kündigte an, eigene Verwaltungsleiter einzustellen, um die Pfarrer zu entlasten. Im vergangenen Jahr ließ die Kirche Wissenschaftler der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen in Paderborn erheben, wie die Katholiken im Erzbistum die Strukturreform bewerten. Im selben Jahr rief Marx zudem die Katholiken im Erzbistum zum Experimentieren auf: In einem Brief an Priester und andere Mitarbeiter in der Seelsorge schrieb er, sie sollten Experimente wagen und dabei auch neue Modelle finden, wie Pfarreien geleitet werden können. Die dabei entstandenen Ideen werden nun in der Praxis erprobt.

JAKOB WETZEL





Süddeutsche Zeitung 18.3.2017

Bischöfe suchen Priester

München – Die katholische Bischofskonferenz sucht nach Wegen, den Priesterberuf wieder attraktiv zu machen. „Wir müssen klar erkennen: So geht es nicht weiter“, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, zu Beginn der Frühjahrs-Versammlung der Bischöfe in Bensberg. Man werde über die Situation in der Seelsorge reden und über die Lebensweise von Priestern; die Diskussion werde sich allerdings nicht auf die Frage nach dem Zölibat konzentrieren. Eine stärkere Verantwortung der Gemeindemitglieder bis hin zur Leitung der Gemeinde lehnte Marx ab. MAD

Zuletzt geändert am 17­.03.2017