Juli 2017 – „Kirche In“ (Kolumne „Unzensiert“)

Kontrastprogramm am Hochfest „des Leibes und Blutes Christi“

Am Morgen Fronleichnamsfeier: Prozession, Blumenteppich, Erstkommunionkinder, Monstranz, Himmel, Honoratioren, Bläserchor, Gesänge, Rosenkranz und Wechselgebete zu Ehren des allerheiligsten Sakraments des Altares, „zum Opfer Wein und Brot“ „Fleisch und Blut zur Speise und zum Tranke“, Seelenspeise, Pilgerreise, garantiert ökumenefrei, im Kreis gegangen und gefangen, Welt-fremd geblieben.

Am Abend Vortrag von Pater Klaus Mertes SJ: Ökumene der Märtyrer. Volksgerichtshof, Klopfzeichen, Seelennahrung, Abendmahl als Ernstfall, das Brot des Lebens für die zum Tod Verurteilten, getrennt durch die Konfessionen, eine letzte gemeinsame Zigarette statt gemeinsamem Abendmahl, Guillotine, Gemeinschaft im Tod, anonym verstreute Asche, lebendig geblieben durch die Erinnerung, Eucharistie als Lebenswirklichkeit.

Ökumene der Märtyrer, ein Ausdruck von Johannes Paul II.: „Der Ökumenismus der Heiligen, der Märtyrer, ist vielleicht am überzeugendsten. „ (1994) Auch Franziskus sprach anlässlich der Hinrichtungen von Christen immer wieder von der Ökumene des Blutes. Und er zieht den Schluss, dass diejenigen, die Christen vernichten, weiter sind, als die Christen selbst, die sich immer noch in ihrer Trennung wahrnehmen.

Mertes sprach über die, die mit ihrem Leben, ihrem Blut, ihrer Hingabe im Dritten Reich für Jesus, den Christus, Zeugnis abgelegt haben. Der Protestant Helmuth James Graf von Moltke und der Jesuit Alfred Delp wurden zusammen zum Tode verurteilt – weil sie als Christen gemeinsam über die Zukunft Deutschlands sprachen. Im Block 26 des KZs Dachau unterstützen sich die dort zusammengelegten katholischen und evangelischen Geistlichen gegenseitig - etwa 1000 von ihnen wurden hingerichtet. Die evangelischen Geschwister Hans und Sophie Scholl wollten unmittelbar vor ihrer Hinrichtung zusammen mit ihrem Freund Christoph Probst, im Gefängnis katholisch getauft, das Abendmahl feiern. Es wurde ihnen verwehrt.

Die vier Lübecker Märtyrer, die drei Kapläne Hermann Lange, Eduard Müller und Johannes Prassek sowie der ev. Pfarrer Karl Friedrich Stellbrink, die gegen die Nazi-Diktatur gepredigt hatten, starben 1943 durch die Guillotine, unter der sich das Blut der Hingerichteten vermischte. Bei der Seligsprechung der drei katholischen Priester wurden zwar über dem Namen des evangelischen Pfarrers die Seligpreisungen der Bergpredigt ausgesprochen. - Bei der Kommunion wurde seine Tochter vom katholischen Bischof jedoch zurückgewiesen.
Siehe auch: Klaus Mertes: Ökumene der Märtyrer, Stimmen der Zeit 2017 / 06

Sigrid Grabmeier
Wir sind Kirche Deutschland
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Zuletzt geändert am 28­.06.2017