September 2017 – „Kirche In“ (Kolumne „Unzensiert“)

Kein Schau-Beten bitte!

Bei der Einkleidung von vier Ordensfrauen empfahl der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick Buddhisten und Muslime als Vorbild. Diese zeigten sich öffentlich durch ihr Gebet, ihre Symbole und Kleidung. Christen täten dies, wenn überhaupt, nur verschämt. Geistliche und Ordensleute bezeugten durch ihre Kleidung, dass sie ihr Leben Gott geweiht hätten. Durch das Tischgebet in Restaurants, durch Prozessionen oder Segnungen von Gebäuden könne sich jeder Christ öffentlich zu seinem Glauben bekennen.

In keinem der vier Evangeliumstexte gibt es irgendwelche Kleidungsvorschriften. Bestenfalls, dass Jesus vor denen warnt, die ihre Gebetsriemen breit und die Schaufäden an den Gewändern breit machen, die es lieben, Ehrenplätze einzunehmen und Lehrer und Lehrerin genannt zu werden. (Mt. 23,5-7) Und schon in der Bergpredigt hatte er denen, die ihm gefolgt waren ins Gewissen geredet: „Wenn ihr betet, sollt ihr euch nicht wie Scheinheilige benehmen. Die lieben es, sich zum Gebet in Versammlungen und an Straßenecken hinzustellen, um sich so den Menschen zu zeigen. Wahrhaftig, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon empfangen. Wenn du also betest, geh in dein Zimmer, verschließe die Tür und bete zu deinem Gott“ (Mt 6,5,6a).

Jesus ging es um zwei Dinge: Um ein persönliches, aufrichtiges Verhältnis zu Gott, das man nicht durch öffentliche Kundgebungen erreichen kann und bezeugen muss. Nur durch ein In-sich-gehen und die intime Kontaktaufnahme, durch eigenes Suchen und Hören kann die Beziehung und das Vertrauen aufgebaut werden. Und es ging ihm darum, dass aus dieser Gottesbeziehung die Kraft zum richtigen Handeln erwächst, die Kraft zur Nächstenliebe und die Kraft, die Liebe Gottes weiter zu geben.

Und genau da liegt, meine ich, der Knackpunkt: es darf nicht um ein „Zur Schau Stellen“ unserer Religion gehen, sondern es geht um das Zeugnis ablegen, um das Bezeugen durch eine überzeugende Lebensweise. Gerne auch in Ordenskleidung.  Aber genauso auch ohne. Und auch so wie der Erzbischof es gerne haben möchte: für die eigenen Überzeugungen am Arbeitsplatz, in der Schule oder in der Politik einstehen, aber doch bitte mit Handlungen und in einer Sprache, die von unserer Umwelt verstanden werden. Die Botschaft Jesu müssen wir immer wieder neu deuten und von Neuem leben, die alten Schläuche der Tradition sind da nur sehr bedingt hilfreich.

Sigrid Grabmeier
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de

 

Zuletzt geändert am 29­.08.2017