11.1.2018 - Oberbayerisches Volksblatt

Bischof Bode regt Debatte über Segnung homosexueller Paare an

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode regt als erster katholischer Bischof des Landes eine Diskussion über die Segnung dieser Paare an. „Man kann zum Beispiel über eine Segnung nachdenken – die nicht zu verwechseln ist mit einer Trauung“, sagte er. „Wir müssen in der Kirche ausführlicher darüber diskutieren. Schweigen und Tabuisieren führt nicht weiter und verunsichert.“

Ein Vorstoß, der viele überrascht und der immerhin vom stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz kommt. Auch wenn sich die „Ehe für alle“ vom Eheverständnis der Kirche unterscheide, sei diese nun politische Realität, so Bode weiter: „Wir müssen uns daher fragen, wie wir denjenigen begegnen, die diese Verbindung eingehen und die sich ja zum Teil auch in der Kirche engagieren. Wie begleiten wir sie pastoral und liturgisch? Wie werden wir ihnen gerecht?“

Bode gibt zu bedenken, dass homosexuelle Beziehungen in der Kirche oft zuerst als schwere Sünde eingeordnet würden: „Wir müssen darüber nachdenken, wie wir eine Beziehung zwischen zwei gleichgeschlechtlichen Menschen differenziert bewerten“, forderte der 66-Jährige: „Ist da nicht so viel Positives, Gutes und Richtiges, dass wir dem gerechter werden müssen?“

Die katholische Laienorganisation „Wir sind Kirche“ sprach sich für eine Segnung aus: „Wenn Autos und wer weiß noch alles gesegnet werden, darf die Kirche gleichgeschlechtlichen Paaren den Segen nicht verweigern“, sagte Sprecher Christian Weisner: „Ich denke, dass es zum Glück auch Priester gibt, die gleichgeschlechtliche Paare zumindest im kleinen Kreis und ohne mediale Aufmerksamkeit segnen. Und das ist gut so.“

Nach katholischer Lehre kann es das Sakrament der Ehe nur zwischen Mann und Frau geben. Die Kirche beruft sich dabei auf die biblische Überlieferung und das sogenannte Naturrecht. Um das unmissverständlich deutlich zu machen, lehnen die katholischen Bischöfe bisher nicht nur Trauungen, sondern auch gemeinsame Segnungen gleichgeschlechtlicher Lebenspartner ab.

Vor kurzem hatte im Bistum Münster Bischof Felix Genn einem Pfarrer untersagt, dem Emmericher Bürgermeister Peter Hinze (SPD) und seinem Lebensgefährten im Rahmen eines Wortgottesdienstes einen „Segen für Liebende“ zu spenden. Dabei hatte ein Sprecher betont, es gehe „dem Bistum nicht darum, eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft herabzuwürdigen“. Durch Medienberichte sei aber der Eindruck entstanden, dass in der Kirche eine homosexuelle Hochzeit gefeiert werde. Daher wolle man betonen, dass es einen Unterschied zwischen dem Sakrament der Ehe und einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft gebe.

https://www.ovb-online.de/weltspiegel/bischof-bode-regt-debatte-ueber-segnung-homosexueller-paare-9515591.html

Zuletzt geändert am 11­.01.2018