12.1.2018 - KNA

Debatte über Segnung homosexueller Paare geht weiter

Bonn (KNA) Der katholische Erfurter Liturgiewissenschaftler Benedikt Kranemann dringt auf eine "theologische Diskussion" über eine Segnung homosexueller Paare. Die Debatte darüber müsse "ernsthaft, sachlich und offen, aber auch zügig geführt werden", forderte Kranemann am Freitag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Schließlich geht es um menschliche Wertschätzung und pastorale Verantwortung", betonte der Theologe.

Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, hatte sich am Mittwoch in einem Interview bereits für eine solche Diskussion ausgespro-chen. Nach katholischer Lehre kann es das Sakrament der Ehe nur zwischen Mann und Frau geben.

Um das unmissverständlich deutlich zu machen, lehnen die katholischen Bischöfe bisher nicht nur Trauungen, sondern auch gemeinsame Segnungen gleichgeschlechtlicher Lebenspartner ab.

Kranemann betonte, Ausgangspunkt der Diskussion sollte sein, dass der Katechismus eine Diskriminierung von Homosexuellen verbiete. Auch Papst Franziskus betone das ausdrücklich. Der Theologe begrüßte den Vorstoß Bodes. "Es gibt gesellschaftliche Veränderungen und Herausforderungen, etwa auch durch die neue 'Ehe für alle', es gibt veränderte theologische Einschätzungen mit Blick auf Homosexualität, und die Kirche ist hier in einem guten Lernprozess", so Kranemann.

Der Experte für gottesdienstliche Formen erklärte, es gebe bislang noch keine wirkliche Diskussion, "in welcher rituellen Form die Heilszusage Gottes - das meint ja der Segen - für diese Paare ausge-drückt werden kann". Er finde es theologisch problematisch, "wenn man den Segen abhängig macht von der moralischen Bewertung menschlichen Verhaltens". So würden bei traditionellen Autosegnungen "die Fahrer ja auch unabhängig von ihrem Fahrverhalten gesegnet".

Dem Argument, dass ein Verbot von Segnungen homosexueller Paare einer Verwechslung mit dem Sakrament der Ehe vorbeugen solle, hielt Kranemann entgegen, dass es diese Sorge in anderen Bereichen nicht gebe: "Wir haben das Sakrament der Taufe, und gleichzeitig werden in vielen katholischen Krankenhäusern Segnungsfeiern für Neugeborene angeboten." Das nähmen konfessionslose Eltern sehr gerne an. "Die Kirche hat vielfältige Erfahrungen, wie man eine solche Unterscheidbarkeit gewährleistet", betonte der Professor.

"Wir sind Kirche" forderte, die "prinzipielle Bewertung der Homosexualität als schwere Sünde" aufzuheben. "Denn diese Sicht wird mit biblischen Argumenten gestützt, die aber keineswegs stichhaltig sind", teilte die Gruppe in München mit. "Erst wenn auch die homosexuelle Ausrichtung als von Gott gegeben anerkannt ist, wird sich die Bewertung gleichgeschlechtlicher Paare ändern und eine Segnung als selbstverständlich erscheinen lassen."

Zuletzt geändert am 12­.01.2018